Freilassung „Geschenk“ für Zirngast

Der Vorwurf der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation sei „lächerlich“, erklärte der Student (29).
Der Vorwurf der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation sei „lächerlich“, erklärte der Student (29). APA/AFP/ADEM ALTAN
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„Lächerlicher“ Vorwurf der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation. Haft sei „nicht so schwer“ gewesen.

Ankara/Wien. Der im September in der Türkei festgenommene und am Dienstag unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzte österreichische Journalist und Student Max Zirngast hat seine Entlassung als „schönes Weihnachtsgeschenk“ bezeichnet. „Die Haftbedingungen waren nicht so schlecht“, sagte er in einem Interview mit dem ORF-Radio.

Der Vorwurf der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation sei „lächerlich“, erklärte der Student (29). Er sei nie Mitglied der fraglichen Organisation gewesen, und es gebe keinen Beweis für deren Existenz.

Seinem Anwalt zufolge muss sich Zirngast wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation verantworten. Der Prozess soll am 11. April 2019 beginnen. Bei einer Verurteilung drohen Zirngast bis zu zehn Jahre Haft.

Die drei Monate Haft in der Türkei seien laut Zirngast „nicht so schwer“ gewesen, berichtete das Ö1-„Journal“ am Mittwochvormittag. Sein Mithäftling hätte Erfahrung mit Haftbedingungen gehabt; das sei ihm „sehr behilflich“ gewesen. Es habe „gute Disziplin“ geherrscht, sie hätten diskutiert, Zeitung gelesen, Sport getrieben und Briefe geschrieben. Aber es habe auch „sehr große Probleme mit dem Wasser“ und „kleine“ Probleme mit Wärtern gegeben. Seit der Ausrufung des Ausnahmezustands gebe es eine „sichtbare Verschlechterung“ der Haftzustände.

Kritik an der Regierung

Zirngast war nach seiner Entlassung aus einem Gefängnis in Ankara am Montag zunächst auf eine türkische Polizeistation gebracht und dort festgehalten worden, um auf die Ausstellung eines Ausreiseverbots aus der Türkei zu warten. Das Ausreiseverbot gehört zu den Entlassungsauflagen für Zirngast.

Der 1989 geborene Steirer studiert seit 2015 Politikwissenschaft an der Technischen Universität des Nahen Ostens in Ankara und schreibt für verschiedene Medien in der Türkei und im Ausland, darunter das deutschsprachige linksradikale Magazin „Re:volt“. Dabei setzte er sich mit dem Verhältnis der Türkei zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans PKK auseinander und schrieb regierungskritische Texte. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2018)

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