Washington dankt als Weltpolizist ab. In Syrien und Afghanistan profitieren die Gegner – allen voran Russland und der Iran.
Ein wenig mehr als drei Stunden hielt sich Donald Trump am Luftwaffenstützpunkt al-Asad westlich von Bagdad auf, und aus der Sicht des US-Präsidenten war die weihnachtliche Stippvisite bei den US-Truppen im Irak ein voller Erfolg. Für ein direktes Gespräch mit Adil Abdul-Mahdi, dem irakischen Premier, war zwar keine Zeit. Aber die Selfies der US-Soldaten mit ihrem Oberbefehlshaber, die ihn um Autogramme baten, ihre Standing Ovations, die patriotisch untermalten Szenen, Trumps joviale Gesten und Parolen sollten die Negativschlagzeilen in der Heimat über die innenpolitischen Turbulenzen in der schwelenden Haushaltskrise und den Konflikt über die Militärstrategie mit Noch-Verteidigungsminister James Mattis verdrängen – und dazu die peinlichen Twitter-Botschaften à la „Ich bin ganz allein (Ich Armer) im Weißen Haus“.
„Die USA können nicht mehr der Weltpolizist sein“, lautete die Kernaussage des Präsidenten bei seinem ersten, lang überfälligen Truppenbesuch in einem Kriegsgebiet nach beinahe zweijähriger Amtszeit. Sein Vorgänger, Barack Obama, war bereits drei Monate nach seiner Inauguration in den Irak gereist. „Es ist Zeit, dass wir unser Hirn einschalten. Wir sind in Ländern, von denen die meisten Menschen noch nicht einmal gehört haben.“ Donald Trump meinte damit wohl seine Anhänger. Mit diesen Worten rechtfertigte er die umstrittene Entscheidung für einen Abzug aus dem Norden Syriens und die für einen angeblichen Teilrückzug aus Afghanistan – ein zentrales Wahlkampfversprechen. An der US-Präsenz im Irak wollte der US-Präsident zunächst nicht rütteln.