Das Gehirn belohnt uns beim Essen gleich zwei Mal

Clemens Fabry
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Das „Glückshormon“ Dopamin kommt in zwei Schüben.

Auch wenn es, etwa an den Weihnachtstagen, des Guten zu viel werden kann: Das Gehirn belohnt, wenn Wohlschmeckendes und Nahrhaftes in den Körper gelangt: Dann schüttet es Dopamin aus, das „Glückshormon“, das auch bei Glück in der Liebe oder im Spiel freigesetzt wird. Das wusste man schon, aber beim Essen belohnt das Gehirn gleich zwei Mal: zunächst, wenn etwas Angenehmes in den Mund kommt und dort wahrgenommen wird, und dann wieder, wenn es im Verdauungstrakt ankommt.

Das bemerkte Marc Tittgemeyer (Köln), als er Probanden entweder Milchshakes oder geschmacklose Getränke aufnehmen ließ und mit bildgebenden Methoden den Gehirnen zusah: Die Dopaminfreisetzungen erfolgen in ganz anderen Regionen, der erste Schub in solchen für sensorische Wahrnehmung, der zweite in solchen mit höheren kognitiven Funktionen; und der erste sorgt für steigendes Verlangen, während der zweite eher bremst. Aber: Je höher der erste, desto schwächer der zweite, das könnte die Epidemie der Fettleibigkeit befördern (Cell Metabolism, 27. 12.).

Ihr lässt sich schon entgegentreten, etwa mit Sport, und auch dort ist ein Hormon im Spiel – Epinephrin –, und auch das wusste man schon. Aber die molekularen Zusammenhänge sind vielfältig, auch Interleukin-6 hat eine wichtige Rolle. Das bemerkte Anne-Sophie Wedell-Neergaard (Kopenhagen), als sie manche Probanden drei Wochen lang Sport treiben ließ, andere nicht. Erstere verloren erwartungsgemäß Gewicht. Aber nur dann, wenn ihre Interleukin-6-Produktion nicht medikamentös blockiert war (Cell Metabolism, 27. 12.). (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2018)

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