Wohnschiffe: Im Wohnzimmer auf Weltreise

The World ist bis heute die einzig realisierte schwimmende Wohnanlage auf den Weltmeeren.
The World ist bis heute die einzig realisierte schwimmende Wohnanlage auf den Weltmeeren.The World
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Luxuriöse Kabinen auf "Residential Ships" werden nicht gemietet, sondern gekauft. Deren Eigentümer reisen in den eigenen vier Wänden um die Welt, mit Nachbarn, die eine ähnliche Vermögenslage haben.

Lage, Lage, Lage: Dass nichts wichtiger ist als eben diese, ist das Mantra der Makler überall auf der Welt. Ein ganz besonderer Luxus liegt aber darin, sich um genau diese Lage gar nicht wirklich scheren zu müssen, weil man vom eigenen Wohnzimmer aus morgen schon wieder einen ganz anderen Ausblick genießen kann. Etwa auf Pinguine und Eisschollen in der Antarktis, die malerischen Gassen von Dubrovnik oder den Zuckerhut von Rio de Janeiro. Residential Ships – also „Wohnschiffe“ – heißt das Zauberwort, das diese ganz besondere Art von (Im)Mobilienbesitz beschreibt: Luxuriöse Kabinen auf Schiffen werden nicht gemietet, sondern gekauft.

Reisen im eigenen Bett

Deren Eigentümer können dann auf gut ein Jahr im Vorhinein festgelegten Routen entweder durchgehend in ihren bewegten Wohnstätten leben oder – je nach Arbeits- beziehungsweise Privatleben, Terminkalender und Zielvorlieben – einfliegen und für bestimmte Strecken zusteigen. Sie reisen in den eigenen vier Wänden um die Welt, mit Nachbarn, die eine ähnliche Vermögenslage beziehungsweise einen ähnlichen Lebensstil haben. Dabei können sie im eigenen Bett schlafen und müssen keine Koffer packen.

Das bekannteste und erste dieser Residential Ships ist The World, die 2002 in See stach. Sie ist bis heute die einzig realisierte schwimmende Wohnanlage auf den Weltmeeren, auch wenn derzeit mehrere Projekte dem Erfolgsmodell folgen sollen. Denn die Einheiten auf dem knapp 200 Meter langen Schiff sind so begehrt, dass es sogar „Forbes“ einen leicht aufgeregten Bericht wert ist, wenn eine davon auf den Markt kommt.

The World ist die erste schwimmende Wohnanlage auf den Weltmeeren, weitere Projekte sind in Planung.
The World ist die erste schwimmende Wohnanlage auf den Weltmeeren, weitere Projekte sind in Planung. The World

Insgesamt 165 Kabinen finden sich auf dem Schiff, die in Größenordnungen vom Studio bis zur Dreizimmerkabine zu Preisen zwischen 1,8 und 13 Millionen Euro zu haben sind und – zumal in den größeren Varianten – keinerlei Komfort missen lassen. Außerdem kann hier ganz den persönlichen Interieurvorstellungen gehuldigt werden, wenn die neutralen, warmen Creme- und Holztöne eben nicht den eigenen Geschmack treffen. Eine Besonderheit dieser – großteils erst in Planung befindlichen – privaten Residential-Schiffe ist die Tatsache, dass sie nicht einem Reeder, sondern ähnlich wie ein Mehrfamilienhaus der Eigentümergemeinschaft gehören, die dort miteinander reist und lebt.

Lange Planungsphase

Derzeit sind das auf der The World 145 Familien aus 19 Nationen, die miteinander um die Welt segeln. Sie können dabei dem klassischen Kreuzfahrtluxus frönen – beispielsweise in einem der sechs Restaurants internationale Spitzenküche genießen und dazu aus 1100 Weinen aus 19 Ländern wählen, im Spa entspannen oder am Abend Nobelpreisträgern bei Vorträgen zuhören. Aber sie müssen all das nicht tun, sondern können sich genauso gut in ihren privaten Räumen aufhalten und das am Tag auf dem Markt von Agadir gekaufte Gemüse selbst zubereiten.

Dass das Konzept schnell Freunde gefunden hat, wundert ebenso wenig wie die Tatsache, dass beständig neue Residential Ships angekündigt werden, die ebenfalls durchaus spannende Konzepte und Touren haben – allerdings oft länger in der Planungsphase verweilen als angekündigt. Was damit zu tun haben dürfte, dass es fast immer darum geht, zunächst genügend Eigentümer und damit auch Mittel aufzutreiben, um mit dem Bau beginnen zu können.

Die Pläne für diese Schiffe reichen dabei von „Go big or go home“ bis zu „Small is beautiful“. Definitiv in die erste Kategorie fallen dabei die Entwürfe des The Freedom Ship, das nicht nur ein herkömmliches Kreuzfahrtschiff werden soll, sondern eher ein Flottenverband, der eine schwimmende Stadt bilden soll. Eine Länge von ehrgeizigen 1300 Metern sowie ein Flughafen für Privatflieger auf dem Oberdeck machen die geplante Größe des Projekts deutlich. Wie viele Kabinen letztendlich darauf zu finden sein werden, lassen die Visionäre der Kanethara Marine im indischen Cochin derzeit noch offen.

Auf Flüssen unterwegs

Auf eher ruhigere Fahrwasser setzten die US-amerikanischen River Cities Condos. Immobilien-Developer David und Renae Nelson folgen dabei einem Art Gruppen-Hausboot-Konzept, das sich auf das Befahren amerikanischer Flüsse konzentriert. Geplant sind dabei Schiffe mit jeweils 185 bis 200 Eigentumswohnungen zwischen 50 und 85 Quadratmetern zu Preisen zwischen 299.000 und 499.000 US-Dollar (263.000 bis 440.000 Euro), in denen ganzjährig gelebt und gereist werden kann. Auf dem Routenplan der Marquette, so der Name des geplanten Pilotschiffs, stehen dabei im Sommer die nördlichen und im Winter die südlichen Flüsse, vom Missouri bis zum Mississippi.

Alles, nur kein Kreuzfahrtschiff

Ganz auf gediegene Eleganz und prominente Namen setzt man dagegen beim Projekt Utopia Residences – und das beginnt schon bei der Bezeichnung. Denn den Begriff „Kreuzfahrtschiff“ scheuen die Marketingabteilungen der schwimmenden Wohnanlagen wie der Teufel das Weihwasser, weshalb man sich bei der Utopia für die Bezeichnung Residential Ocean Liner entschieden hat.

Das stimmt aber nur zur Hälfte, denn das Konzept sieht vor, dass ein Teil des Schiffs als schwimmendes Hotel betrieben wird – andere würden es vielleicht tatsächlich Kreuzfahrtschiff nennen. 190 der insgesamt 396 Kabinen sollen dagegen an Residenten verkauft werden. Wobei der Begriff „Kabine“ für die See-Apartments fast ein wenig schäbig klingt – reicht die Bandbreite doch von den kleinsten Einheiten mit einem bis zwei Zimmern auf 140 Quadratmetern bis zu großen „Estates“ mit drei Schlafzimmern, 3,5 Bädern und weitläufigen privaten Terrassenflächen auf 532 Quadratmetern.

Wer nicht möchte, muss dabei auch nicht mit dem gewöhnlichen Kreuzfahrerpublikum in Kontakt kommen, denn der Klub auf den Decks 15 und 16 ist ausschließlich den Residenten und ihren Gästen vorbehalten, die dort im eigenen Restaurant essen, in der eigenen Lounge ihren Martini trinken und auch bei den Zumbakursen im Residenten-Gym unter sich bleiben können. (sma)

AUF EINEN BLICK

Wenn man an Bord eines Luxusliners leben kann, muss man sich mit der Frage, ob man sein Geld lieber für Reisen oder Wohnen ausgibt,nicht mehr auseinandersetzen.

Ein Konzept, das auf der World (aboardtheworld.com) bereits gelebt wird und einige potenzielle Nachahmer auf den Plan gerufen hat wie etwa www.utopiaresidences.com www.rivercitiescondos.com oder freedomship.com

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