Hochschule: "Massive Drohung" der Uni-Ministerin

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Hochschule Massive Drohung UniMinisterin(c) APA (JAKSCH Heinz)
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Das vorzeitige Amtsende des Rektors der Veterinärmedizinischen Uni Wien ist beschlossene Sache – das gab der Uni-Rat bekannt. Von Fircks zieht Bilanz – und verteidigt die Uni-Autonomie.

WIEN. Das vorzeitige Amtsende des Rektors der Vetmed (Veterinärmedizinische Uni Wien) ist beschlossene Sache – das gab der Uni-Rat bekannt. Eine Entscheidung, über die der scheidende Rektor Wolf-Dietrich von Fircks „sehr froh“ ist, wie er im „Presse“-Interview sagt. Die gleitende Übergabe sei „immer so geplant“ gewesen: „Ein Rektor darf erst aufhören, wenn das neue Team steht, damit alle Projekte ordentlich übergeben werden.“ Dass der selbst eingeleitete, verfrühte Abschied mit den Vorwürfen – Misswirtschaft bei Subfirmen, ein „privates“ Geburtstagsfest auf Uni-Kosten – gegen ihn zu tun habe, weist der Deutsche zurück: „Die Untersuchungen haben ergeben, dass alle Befürchtungen, dass da etwas schief gelaufen ist, unbegründet waren.“

Ob er aus heutiger Sicht einiges anders machen würde? Nein, so von Fircks. „Die Feier war nicht privat, sondern Netzwerkarbeit. Das wäre an keiner Uni anders gehandhabt worden.“ Durch den Konkurs der Subfirma „Austrianova“ sei der Vetmed kein Schaden entstanden. „Wir haben das kaufmännisch ordentlich abgewickelt, da ist kein einziger Euro an Wissenschaftsgeld verloren gegangen.“ Einzig den Ehrenschutz beim Burschenschafterball, der ihm Kritik einbrachte, würde er nicht mehr übernehmen: „Das war auf meine Unkenntnis als Neubürger zurückzuführen.“

Insgesamt sehe er, wenn er die Amtszeit seit 2001 Revue passieren lasse, „dass es von mir vor allem positiven Input für die österreichische Hochschulszene gab. An anderen Unis, etwa der Uni für Bodenkultur, gab es wesentlich mehr Turbulenzen als bei uns.“ Als Erfolge nennt er etwa die Studienreform und die Einführung „hervorragender“ Bachelor-/Masterprogramme.

Dass er sein Amt „offensiv angelegt habe“, daraus mache er „keinen Hehl“: „Ich habe nicht auf höhere Weisheiten aus dem Ministerium gewartet, sondern das angepackt, was mir als das Beste für die Uni erschien. Das ist ein Einfallstor für Missverständnisse.“

Die Ankündigung von Ministerin Beatrix Karl (ÖVP), stärker in die Uni-Autonomie einzugreifen, sieht von Fircks als „massive Drohung“. Und vor allem als „Selbstbedrohung“: „Wenn sie das macht, scheitert sie.“ Der Staat könne nicht auf beiden Seiten (als „Abnehmer universitärer Leistung und als Hersteller“) steuern: „Wenn einer bei Verhandlungen auf beiden Seiten des Tisches sitzen will, kommen krumme Verträge raus, weil er nur noch in Selbstgespräche verstrickt ist.“ Und: „Je mehr Wissenschaftsverwaltung es gibt, desto schlechter werden die Unis.“ Leistungen würden nicht länger sachbezogen, sondern hierarchiebezogen erbracht.

Auch die Debatte über den Uni-Zugang versteht der Rektor nicht: Wenn man mit der Politik „offener reden könnte, wäre es ganz problemlos möglich, jedem Studierwilligen einen Platz zu garantieren, der seinen ersten drei inhaltlichen und örtlichen Prioritäten entspricht“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2010)

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