2019 bringt 49.000 neue Jobs

Das Arbeitsmarktservice hat weniger zu tun. Denn die Zahl der Arbeitslosen dürfte auch 2019 zurückgehen.
Das Arbeitsmarktservice hat weniger zu tun. Denn die Zahl der Arbeitslosen dürfte auch 2019 zurückgehen.HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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Feiner Jahresauftakt für die Regierung: Die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Und Experten erwarten für 2019 einen neuen Beschäftigtenrekord.

Wien. Den Regierungsparteien ÖVP und FPÖ war es wichtig, dass die Bevölkerung am Neujahrstag gleich mit einer positiven Schlagzeile über den Arbeitsmarkt aufwacht. Dazu wurde mit einigen Gepflogenheiten gebrochen: Am 1. Jänner um exakt sechs Uhr in der Früh verschickte die Presseagentur APA an die Redaktionen eine Eilt-Meldung. Demnach ist die Zahl der Arbeitslosen (inklusive Schulungsteilnehmer) Ende Dezember um 6,7 Prozent auf 413.936 Personen gesunken.

Dazu gab es positive Kommentare von Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP). „Die Presse“ wollte vom Arbeitsmarktservice (AMS) weitere Details zu den Zahlen wissen. Doch die entsprechenden Informationen waren nicht auf der Homepage des AMS zu finden. Denn die Regierung hat nur einige vorläufige Angaben veröffentlicht, was ungewöhnlich ist.

Bislang war es immer Usus, dass das AMS und das Sozialministerium die offiziellen Zahlen mit detaillierten Erläuterungen am ersten Werktag eines Monats gegen 9.30 Uhr bekannt geben. AMS-Vorstand Johannes Kopf sagte der „Presse“ am Neujahrstag, er könne noch keine Informationen zur Arbeitslosigkeit aussenden. Denn die Aufbereitung und Plausibilisierung aller Details erfordere einiges an Arbeit. „Die Gründe, warum das Sozialministerium diesmal bereits erste, vorläufige Zahlen an die APA verschickt hat, sind mir nicht bekannt“, so Kopf.

Laut vorläufigen Regierungsangaben ist die Arbeitslosenquote im Dezember um 0,7 Prozentpunkte auf 8,7 Prozent gesunken. Während die Zahl der Arbeitslosen bei Inländern um 8,4 Prozent zurückgegangen sei, habe sie sich bei Ausländern nur um 1,0 Prozent verringert. Auch ältere Personen ab 50 Jahre seien am Arbeitsmarkt benachteiligter gewesen. Hier habe sich die Arbeitslosigkeit um 2,3 Prozent reduziert. Bei Jugendlichen (unter 25 Jahren) habe der Rückgang 9,5 Prozent betragen.

Die Arbeitslosenzahlen vom Dezember sind traditionell ein wichtiger Stichtag, um Bilanz über die Arbeitsmarktpolitik des vergangenen Jahres zu ziehen. Normalerweise werden dazu zahlreiche Stellungnahmen der Oppositionsparteien, der Kammern und der Gewerkschaft veröffentlicht. Doch mit Ausnahme einer kleineren Stellungnahme der Arbeiterkammer blieb es gestern ruhig. Denn kaum jemand hat die Veröffentlichung vorläufiger Zahlen erwartet.

81.000 neue Jobs im Vorjahr

Ob vorläufige oder finale Zahlen, eines steht aber schon jetzt fest: 2018 war für den Arbeitsmarkt ein außergewöhnlich gutes Jahr. Dies ist in erster Linie der Konjunktur zu verdanken.

Sieht man sich die vorläufigen Dezemberwerte an, dann ist die Zahl der Arbeitslosen seit 2015 von 475.435 Personen auf mittlerweile knapp 414.000 gesunken. Gleichzeitig gibt es in Österreich so viele Beschäftigte wie noch nie. Einer Studie von EY (Ernst & Young) zufolge ist die Zahl der erwerbstätigen Personen im Vorjahr um 81.000 auf 4,494 Millionen gestiegen. Die positive Entwicklung dürfte sich auch 2019 fortsetzen. Die Experten von E&Y gehen davon aus, dass im nächsten Jahr in Österreich rund 49.000 neue Jobs entstehen. Dies dürfte zu einer weiteren Reduktion der Arbeitslosenquote führen.

Interessant ist hier ein langfristiger Vergleich. Zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 ist die Arbeitslosigkeit in vielen Euroländern massiv gestiegen. Besonders schlimm hat es Spanien erwischt. Dort ist die Zahl der Beschäftigten seit 2007 um 1,286 Millionen gesunken. In Griechenland wurden 736.000 Jobs vernichtet.

Auf der Gewinnerseite steht Deutschland, wo die Zahl der Beschäftigten seit 2007 um 4,5 Millionen gestiegen ist. Auf Platz zwei unter den Gewinnern liegt Frankreich, wo 1,189 Millionen Jobs geschaffen wurden. Auch Österreich schneidet hier gut ab. Laut E&Y sind in Österreich seit 2007 rund 480.000 neue Jobs entstanden. Viele davon gingen an Zuwanderer aus Zentral- und Osteuropa.

Im nächsten Jahr steht in Österreich ein größerer Umbau des Arbeitslosengeldes bevor. Denn die Regierung will die Notstandshilfe abschaffen. Die Entscheidung über die konkrete Ausgestaltung wurde auf 2019 vertagt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2019)

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