Bottrop: Haftbefehl nach fremdenfeindlichem Anschlag erlassen

APA/AFP/dpa/MARCEL KUSCH
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Ein 50-Jähriger fuhr in der Silvesternacht in mehrere Menschengruppen und verletzte dabei Syrer und Afghanen. Die Polizei ermittelt wegen versuchten Mordes.

Nach einem Anschlag mit einem Auto in Deutschland ist Haftbefehl wegen mehrfachen versuchten Mordes gegen einen 50-jährigen Mann erlassen worden. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Der Mann soll seinen Wagen in der Silvesternacht auf seiner Fahrt in Bottrop und in Essen (Nordrhein-Westfalen) bewusst mehrfach auf feiernde Menschen zugesteuert haben.

Dabei verletzte er insgesamt acht Personen, unter ihnen Afghanen und Syrer. Eines der Opfer sei schwer verletzt worden, nach einer Notoperation aber außer Lebensgefahr, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Staatsanwaltschaft und Polizei sprachen von einem "gezielten Anschlag". Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter aus Fremdenhass handelte. Ob der 50-Jährige in der Zwischenzeit ein Geständnis abgelegt oder sich zu seinem Motiv geäußert habe, wollte die Staatsanwaltschaft Essen am Mittwoch nicht sagen.

Nach "Spiegel"-Informationen soll der 50-Jährige in seiner Vernehmung gesagt haben, die vielen Ausländer seien ein Problem für Deutschland, das er lösen wolle. Demnach soll er nach ersten Erkenntnissen der Ermittler eine schizophrene Erkrankung haben. Der Mann sei in der Vergangenheit mindestens einmal in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen werden, berichtete das Nachrichtenmagazin.

Die Ermittler gaben an, dass sie "erste Informationen über eine psychische Erkrankung des Fahrers" hätten. Der mutmaßliche Täter stamme aus Essen und sei bei der Polizei bisher nicht in Erscheinung getreten, hieß es. Dem Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul, zufolge war der Mann in der Vergangenheit in Behandlung.

Keine Hinweise auf Verbindungen zu Rechtsradikalen

Unter den Opfern sind eine 46-jährige Frau und ihr Ehemann (48) sowie ihre Töchter (16 und 27) aus Syrien. Ebenfalls verletzt wurden ein vierjähriger Bub und dessen Mutter (29) aus Afghanistan, ein zehnjähriges Mädchen aus Syrien sowie ein 34-jähriger Essener mit türkischen Wurzeln.

"Es gab die klare Absicht von diesem Mann, Ausländer zu töten", sagte Reul nach den ersten Vernehmungen des Festgenommenen. Nach seiner Aussage haben die Sicherheitsbehörden derzeit keine Hinweise darauf, dass der Autofahrer Kontakte in die rechtsextreme Szene hat. Bisher habe die Polizei "keinen Ansatzpunkt gefunden, dass dieser Mann irgendwelche Verbindungen hat oder dass er selber sich in irgendwelchen rechtsradikalen Kreisen bewegt", so Reul. Es scheine, dass der mutmaßliche Täter "aus einer persönlichen Betroffenheit und Unmut heraus dann Hass auf Fremde entwickelt hat". Allerdings bräuchten die polizeilichen Ermittlungen noch Zeit.

(APA/dpa/AFP)

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