Sowohl die Hilfe für Verbrechensopfer als auch die Täterarbeit müssten dringend ausgebaut werden, fordert Udo Jesionek, der Präsident des Opferhilfevereins Weißer Ring.
Wien. „Weitere Strafverschärfung bei Gewalt- und Sexualdelikten“ sind ein zentrales Justizvorhaben der türkis-blauen Bundesregierung. ÖVP-Innenressort-Staatssekretärin Karoline Edtstadler wurde mit der Umsetzung beauftragt. Zwei Kommissionen (Strafrecht und Opferschutz/Täterarbeit) wurden gebildet. Teilergebnisse liegen, wie berichtet, vor, etwa strengere Strafen für Rückfalltäter oder für Täter, die ihre Opfer „nachhaltig“ psychisch beeinträchtigen.
Doch was sagen Opfervertreter zu dieser Law-and-Order-Linie? Wird sich durch die abermalige Strafrechtsreform (die letzte ist erst drei Jahre her) der Nutzen für Verbrechensopfer tatsächlich erhöhen? Udo Jesionek, der Präsident von Österreichs wohl bekanntester Opferschutzeinrichtung, nämlich dem Weißen Ring, findet im „Presse“-Gespräch kritische Worte: „Eine Verschärfung der Strafen löst das Problem nicht. Das halte ich eher für eine kosmetische Sache. Wir müssen die Probleme in der Gesamtschau betrachten.“