Vilimsky kritisiert "lächerlichen Auftritt von Juncker alle paar Wochen"

Harald Vilimsky, im EU-Wahlkampf 2014
Harald Vilimsky, im EU-Wahlkampf 2014Clemens Fabry, Presse
  • Drucken

Mit einer Allianz der rechten Parteien würde die Chance auf Platz zwei bei der EU-Wahl bestehen, meint FPÖ-Kandidat Vilimsky. Mit Kommissionspräsident Juncker geht er hart ins Gericht.

Der freiheitliche Spitzenkandidat für die EU-Wahl am 26. Mai, Harald Vilimsky, baut darauf, nach dem Urnengang eine breite Allianz der Unions-kritischen Fraktionen auf die Beine stellen zu können. "Das können dann 120 bis 170 Mandatare werden", sagte Vilimsky am Freitag. Damit würde die Chance auf Platz zwei noch vor den EU-Sozialdemokraten bestehen. Scharfe Attacken ritt Vilimsky gegen Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

Der freiheitliche EU-Abgeordnete verwies darauf, dass im Zuge des bevorstehenden Brexits auch Änderungen im europaskeptischen Lager im Europaparlament anstehen, das derzeit auf drei Fraktionen verteilt ist. Die FPÖ sowie die italienische Lega gehören der ENL-Fraktion (Europa der Nationen und der Freiheit) an, die deutsche "Alternative für Deutschland" (AfD) der EFDD (Europa der Freiheit und der direkten Demokratie). Dazu kommt die ECR (Europäische Konservative und Reformer) mit der polnischen Regierungspartei "PiS" (Recht und Gerechtigkeit). EFDD und ECR haben aber wegen des Brexit mit Bestandsproblemen zu kämpfen, wurden sie doch bisher von starken britischen Parteien - Tories und UKIP - getragen.

"Wir wollen keine Extremisten, keine Radikalen"

Es würden seit Monaten Gespräche auf Hochtouren laufen, "ob man nicht eine gemeinsame Geschichte macht", so Vilimsky. Es gelte, alle Kräfte, die einen "positiven Reformzugang haben", unter ein Dach zu bringen. "Wir wollen keine Extremisten, keine Radikalen, aber diejenigen, die sagen, die EU soll sich ändern und muss sich auf ihre Kernaufgaben reduzieren." All diese wolle man unter einem neuen "Dach" willkommen heißen.

Sollte dies gelingen, so könnten es im EU-kritischen Lager 120 bis 170 Mandatare geben, so die Erwartung des blauen Abgeordneten. Das bedeute die Chance, zweitstärkste Kraft im Europaparlament zu werden, womit die Sozialdemokraten überholt werden könnten. Außerdem hätten die EU-Kritiker damit auch eine tatsächliche Mitgestaltungsmöglichkeit, so Vilimsky. "Weil bei der Wahl der obersten Repräsentanten wird man auf die mit Abstand stärkste Oppositionskraft zukommen müssen", sagte er. Diese Zustimmung würde man mit inhaltlichen Themen junktimieren.

Ob es bei dem von Vilimsky angedachten Zusammenschluss der EU-kritischen Parteien zu einer Ausweitung der ENL-Fraktion kommt oder überhaupt zu einer Neugründung, sei nicht wesentlich, meinte der EU-Mandatar. Kandidaten für eine gemeinsame Fraktion gebe es genug. "Es gibt so viele, die unzufrieden sind mit der Entwicklung." Neben der Lega sei das u.a. auch definitiv die AfD. Diese werde auch mit zahlreichen Mandaten ausgestattet sein, und habe "natürlich einen Platz" in einem solchen Bündnis.

"EU der Merkels, Macrons und Junckers beenden"

Scharfe Kritik übte Vilimsky zum wiederholten Mal an EU-Kommissionspräsident Juncker sowie an den Regierungschefs von Deutschland und Frankreich. Es gelte "diese EU der Merkels, Macrons und Junckers zu beenden" und der Union eine Neuausrichtung zu geben. Die aktuelle Ära gehe zu Ende "und ich würde gerne Wegbegleiter des Beendigungsprozesses sein", so Vilimsky. Derzeit gebe es einen "lächerlichen Auftritt von Juncker alle paar Wochen, worüber die halbe Welt lacht", so die Kritik am Kommissionspräsidenten.

"Es geht nicht, dass ich mit Krawatten in Gesichter von anderen Staatschefs schlage oder Haare zerwurschtle oder seltsame Grimassen schneide oder Orban einen Diktator nenne." Dabei sei es egal, was der Grund für dieses Verhalten ist, "alleine das lächerliche Verhalten macht die EU lächerlich". "Ob da Alkohol die Ursache war oder nicht, ist für mich zweitrangig, es fügt der EU Schaden zu. Diese Person gehört besser heute als morgen von dieser Position befreit. Er soll den Hut nehmen."

Vilimsky selbst wird die FPÖ wohl fix in den Wahlkampf führen: "Ich bin vorgeschlagen vom Bundesparteiobmann und das ehrt mich." Gleichzeitig verwies er einmal mehr darauf, dass erst die Parteigremien Ende Februar die Kandidatenliste offiziell küren werden.

Inhaltlich will Vilimsky vor allem für eine EU mit weniger zentrale Kompetenzen eintreten, vielmehr solle sich die Union auf "Kernaufgaben" konzentrieren. Als ein Beispiel dafür nannte der FPÖ-Mandatar den Außengrenzschutz als "eines der Hauptthemen schlechthin". Dass die FPÖ mit der ÖVP auf nationaler Ebene im Bund in Koalition ist, sieht er für die Wahlauseinandersetzung nicht als Problem an. Es gebe zwei Parteiprogramme, die sich unterscheiden, aber ein Koalitionspaket, an das sich beide Parteien "vorbildhaft" halten. "Auf EU-Ebene haben wir klar unterschiedliche Vorstellungen." Punkten will Vilimsky auch mit Themen abseits der Migration: So werde er die grenzüberschreitenden Lebend-Tiertransporte thematisieren, gegen diesen "Wahnsinn" müsse man EU-weit einheitlich vorgehen, sagte er.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Othmar Karas
Europa

Strache: Karas in EU-Kommission "schwer vorstellbar"

Die ÖVP müsse sich bei europäischen Themen von "alten Positionen" lösen, fordert der Vizekanzler. Die FPÖ habe gute Chancen bei der EU-Wahl, die Sozialisten seien "im freien Fall".
Symbolbild: Kind im Wahllokal
Europa

EU-Wahl könnte Innenministerium eine lange Nacht bescheren

Bisher veröffentlichte die Bundeswahlbehörde die Ergebnisse der Gemeinden, Bezirke und Bundesländer ab dem österreichischen Wahlschluss um 17 Uhr. 2019 könnte sich das ändern.
Frage der Spitzenkandidatur noch offen: Kurz, Karas.
Europa

Türkiser Wettbewerb

Die ÖVP plant für die EU-Wahl am 26. Mai einen Vorzugsstimmenwahlkampf. Die Wähler sollen über die Reihung entscheiden.
Gamon ist somit die erste prominente Kandidatin der Neos, die sich für diese Funktion ihrer Partei anbietet.
Innenpolitik

EU: Gamon will für Neos ins Rennen gehen

Die Vorarlbergerin will Spitzenkandidatin werden.
Die Nationalratsabgeordnete Claudia Gamon will die NEOS in die EU-Wahl führen
Innenpolitik

Claudia Gamon will NEOS in die EU-Wahl führen

Die NEOS werden auch nach Angelika Mlinars Rückzug eine Frau an der Spitze der EU-Liste haben: die Vorarlbergerin Claudia Gamon. Spannend wird die Entscheidung bei der ÖVP, weil sich Otmar Karas noch nicht entschieden hat, ob er wieder zur Wahl antritt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.