"Halte Rezession 2021 für möglich"

Schmieding traut Frankreich einiges zu, wenn es weiter Reformen angeht.
Schmieding traut Frankreich einiges zu, wenn es weiter Reformen angeht.(c) Daniel Novotny
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Die Konjunktur könne noch eine Zeit lang gut laufen, meint der Berenberg-Chefökonom Holger Schmieding im Interview: Gerade vier weniger leuchtenden Volkswirtschaften in Europa traut er viel zu. Ab 2021 aber werde es gefährlich.

Die Presse: Alle reden von einem Konjunktureinbruch und davon, dass die Rezession kommt. Wie schlimm wird es wirklich?

Holger Schmieding:
Zu einer Rezession würde es 2019 nur dann kommen, würde ein großer politischer Fehler geschehen. Das wäre etwa ein harter Brexit ohne Anschlussabkommen. Oder wenn Trump seinen Handelskrieg so weit führt, dass ein großer Teil des Handels zwischen den USA und China mit Strafzöllen von 25 Prozent belegt wird, ebenso wie europäische Autoausfuhren. Tritt das nicht ein, sieht es eher so aus, als ob wir nach einem konjunkturschwachen Winter wieder einen besseren Frühling erleben werden. Denn die europäische Wirtschaft ist in keiner schlechten Verfassung.

Wie hoch ist heuer die Wahrscheinlichkeit einer Rezession?

Sie dürfte nicht mehr als 20 Prozent betragen. In den USA werden die Schäden der Handelspolitik aber sichtbarer werden. Wenn dem so ist, nehme ich an, dass Donald Trump lieber einen Deal schließen möchte, als seine Wiederwahl 2020 zu gefährden. Sollten sich die Probleme auflösen, ändert sich aber nichts daran, dass die Konjunktur in einem späten Zyklus ist. Nur weil ich die Rezession 2019 nicht erwarte, heißt das aber nicht, dass sie uns nicht 2021 blühen könnte. Ich halte eine solche ausgehend von den USA für möglich. Vielleicht erhöht die Fed die Zinsen, weil der Inflationsdruck zugenommen hat, und daraufhin geht es dann bergab mit Unternehmensanleihen, mit Krediten an Unternehmen und mit Unternehmen selbst. Die Gefahr halte ich für erheblich.

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