Seehofer kündigt Frühwarnsystem zum Schutz vor Datendiebstahl an

Holger Münch (BKA), Arne Schönbohm (BSI) und Horst Seehofer (Innenminister) erklärten, welche Konsequenzen man aus dem jüngst aufgedeckten Datendiebstahl ziehen werde.
Holger Münch (BKA), Arne Schönbohm (BSI) und Horst Seehofer (Innenminister) erklärten, welche Konsequenzen man aus dem jüngst aufgedeckten Datendiebstahl ziehen werde.REUTERS
  • Drucken

Der deutsche Innenminister will die Bevölkerung nach dem aktuellen Fall von Datendiebstahl auch stärker für Cybergefahren sensibilisieren.

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) strebt nach dem groß angelegten Datendiebstahl den Aufbau eines Frühwarnsystems an. "Wir prüfen die Schaffung einer Früherkennung zum Schutz vor Datenabfluss", sagte Seehofer am Dienstag in Berlin.

Zugleich müsse die Bevölkerung stärker für Gefahren im Netz sensibilisiert werden. Der Minister kündigte einen Entwurf für ein "IT-Sicherheitsgesetz 2.0" noch für das erste Halbjahr 2019 an.

Seehofer zufolge soll es mit dem neuen Gesetz, das bereits von Koalitionsexperten beraten worden sei, weitere Maßnahmen zum Schutz der Bürger, aber auch "zur Stärkung des Staates" sowie der Wirtschaft geben. So solle es ein einheitliches IT-Sicherheitskennzeichen geben, das erstmals die IT-Sicherheit eines Geräts für die Bürger sichtbar machen werde.

Der Minister erläuterte weiter, dass künftig der Verbraucherschutz als zusätzliche Aufgabe des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gesetzlich verankert werden solle. Ferner sollten die Befugnisse der Behörde zum Schutz der Bundesverwaltung und der Gesellschaft weiter ausgeweitet werden, sagte Seehofer. Zudem wolle er gemeinsam mit Verbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) "in absehbarer Zeit" eine "Gesamtkonzeption" vorstellen, wie der Verbraucherschutz auf rechtlicher Grundlage verstärkt werden könne.

350 neue Jobs im BSI

Zugleich bekräftigte er die Absicht, das nationale Cyberabwehrzentrum weiterzuentwickeln. Als Beispiel nannte Seehofer das Terrorabwehrzentrum, das die Bundesbehörden und die Bundesländer vereinige. Der Minister verwies zudem auf bereits bewilligte zusätzliche Stellen: so solle das BSI in diesem Jahr 350 weitere Planstellen bekommen, das Bundeskriminalamt in der nächsten Zeit sogar 1800. Davon seien 160 für den Ausbau der Cybersicherheit und die Prävention geplant.

Zugleich warnte Seehofer, es könne keine "absolute Sicherheit" gerade im Cyberbereich geben. Sein Bestreben sei aber ein "höchstmögliches Maß an Sicherheit". Im aktuellen Fall von massivem Datendiebstahl lobte der Minister die Arbeit der Sicherheitsbehörden. Diese hätten "sehr rasch, sehr effizient, sehr gut gehandelt".

Der Datendiebstahl im großen Stil bei Politikern und weiteren Prominenten war Ende vergangener Woche bekannt geworden. Am Sonntagabend war ein 20-jähriger Tatverdächtiger in Mittelhessen festgenommen worden. Der geständige junge Mann gab den Ermittlern zufolge als Motiv an, "aus Verärgerung über öffentliche Äußerungen der betroffenen Politiker, Journalisten und Personen des öffentlichen Lebens gehandelt zu haben".

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE PHOTO: Man holds laptop computer as cyber code is projected on him in this illustration picture
Außenpolitik

Deutschland: Cyber-Angriff aus dem Kinderzimmer

Der spektakuläre Diebstahl privater Daten von Politikern hielt die Bundesrepublik in Atem. Nun stellt sich heraus: Dahinter steckt ein Einzeltäter, der noch zur Schule geht.
Kommentare

Und wieder gibt es ein Datenleck

Hunderte deutsche Politiker wurden gehackt. Ein paar Urlaubsfotos machen aber keine Staatsaffäre. Bedenklicher ist, wenn solche Attacken als Ausrede für das digitale Aufrüsten des Staats gegen die Bürger missbraucht werden.
Weltjournal

20-Jähriger gesteht Datendiebstahl wegen "Ärgers"

Der junge Mann gestand, in mehreren Ausspäh-Aktionen Daten von deutschen Politikern und Prominenten gesammelt zu haben, deren öffentliche Äußerungen ihn verärgert hätten.
Robert Habeck wird die Welt künftig nicht mehr via Twitter und Facebook auf dem Laufenden halten.
Außenpolitik

Datenhack: Deutscher Grünen-Chef sagt Online-Netzwerken Adieu

Robert Habeck verzichtet nach der Datendiebstahl-Affäre und zwei umstrittenen Posts künftig auf Twitter und auf Facebook.
Hackerangriff in Deutschland
Weltjournal

Deutscher Datendiebstahl: Polizei durchsucht Wohnung eines 19-Jährigen

In Heilbronn wurde ein 19-Jähriger mehrere Stunden lang befragt. Beamte des Bundeskriminalamtes hatten die Wohnräume des Mannes am Sonntag durchsucht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.