Kolumne "Führungsfehler". Sie ist 49 Jahre alt, Dipl.-Ing und MBA und keinen Tag ihres Lebens auf der faulen Haut gelegen. Jobchancen? Keine.
Vor 25 Jahren bekam sie jeden Job, für den sie sich bewarb, schreibt die Leserin. Auch in den USA, wohin die Österreicherin mit ihrem Mann zog. Als die Kinder kamen, drei an der Zahl, trat sie erwerbsmäßig ein wenig kürzer, stieg aber nie aus. Blieb auf dem Laufenden. Erwarb zum Dipl.-Ing in Kulturtechnik und Wasserwirtschaft noch einen MBA, schrieb Fachbücher und engagierte sich, wie in den USA üblich, für allerlei Ehrenamtliches.
Seit mehr als einem Jahr ist sie, inzwischen 49 Jahre alt, wieder in Österreich. Bewarb sich in ihrer Branche, nach allen Regeln der Kunst, aber inzwischen ohne Netzwerk. Gab es billiger, stieg eine Ebene zurück, egal, sie würde sich schon wieder hinaufarbeiten. Nicht einmal Praktika waren ihr zu gering.
Job hat sie nach 18 Monaten noch immer keinen. Weil sich, wie sie schreibt, niemand vorstellen kann, dass eine „non-digital native“ in dieser hoch digitalisierten Welt zurechtkommt. Schon gar nicht, dass sie wert- und sinnvolle Beiträge leistet.
Ohne die Dame persönlich zu kennen: Traut diese Gesellschaft einer qualifizierten 49-Jährigen nicht zu, Anschluss zu finden? All die Floskeln zu Diversity, zum Wert von internationaler und Lebenserfahrung, zu „50 ist das neue 40“ – nur Lippenbekenntnisse?
Liebe Personalchefs und -chefinnen: Wenn ihr es ernst meint mit Wir-werden-alle-bis-70-arbeiten, braucht ihr keine Angst vor einer 49-Jährigen haben. Denkt daran: Früher oder später erwischt es auch euch.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle "Führungsfehler" finden Sie hier.