Literatur: US-Autoren in der Krise

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Die Einkünfte von Schriftstellern sind auf ein historisches Tief gesunken, zeigt eine Studie. Amazon soll ein Hauptgrund sein.

Sie gilt als bisher größte Studie über die Einkünfte US-amerikanischer Autoren – und sie enthüllt „eine Krise von epischem Ausmaß“. So meint zumindest die wichtigste US-Schriftstellervereinigung, Authors Guild, die die Studie in Auftrag gegeben hat: Der Vollzeitschriftsteller sei „am Rand des Aussterbens“. Der Zusammenbruch der Autoreneinkünfte bedrohe „die Zukunft der amerikanischen Literatur“.

Das Durchschnittseinkommen aus Schreibarbeit sank bei Autoren demnach generell von 2009 bis 2017 um 42 Prozent – und im Bereich der Literatur noch mehr: Autoren von Belletristik verdienten 2017 um 43 Prozent weniger als noch 2013.

Wesentlicher Grund für diesen „Crash“ ist der Einbruch der Einkünfte aus den Büchern selbst (seit 2009 um 50 Prozent). Die Authors Guild sieht denn auch die Schuld zuallererst bei Amazon: Der Konzern zwinge die Verleger zu geringeren Gewinnspannen, die diese wiederum an die Autoren weitergeben würden. Als zweiten Grund nennt die Authors Guild, dass die Verlage sich immer mehr auf Blockbuster konzentrieren und weniger bekannte Autoren vernachlässigen würden. Und drittens: Die Autorentantiemen bei E-Books (25 Prozent) seien viel zu gering.

Amazon, aber auch Google, Facebook und andere Konzerne „entwerten, was wir produzieren, um es billiger anbieten zu können“, sagt der Autor und Vize-Präsident der Authors Guild, Richard Russo – „und sie fordern dann einen unfairen Anteil von dem, was übrig bleibt“. Es sei nicht mehr im Interesse dieser Konzerne, „uns zu brechen“, sagt Russo – denn wer werde noch den Inhalt liefern, „wenn nicht einmal die talentiertesten Autoren es sich noch leisten können zu schreiben?“

Auch Lage in Österreich „desaströs“

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam 2018 eine britische Studie, durchgeführt von der Authors' Licensing and Collecting Society. Demnach ist das Durchschnittseinkommen für Berufsautoren in Großbritannien seit 2005 um 42 Prozent gesunken.

Und die Entwicklung in Österreich? Seit der Sozialstudie 2008 seien die bereits damals „desaströsen“ Einkünfte insgesamt zwar nicht weiter gesunken, sagt IG-Autoren-Chef Gerhard Ruiss zur „Presse“. Doch die Nachfolgestudie 2018 zeige: „Der Anteil der literarischen Arbeit an den Einkünften ist weiter gesunken. Die Autoren müssen sich immer mehr durch nicht literarische Arbeit über Wasser halten.“ (sim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2019)

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