Noch schneller als die Russen selbst verlässt ihr Vermögen das Land. Wer Millionär ist, hält zwei Drittel des Geldes im Westen. Auch die russischen Immobilienkäufe in Europa schnellten 2018 in die Höhe. Das hat allerdings einen besonderen Grund.
Wien/Moskau. Die Aufregung war riesig von Moskau bis London, als die Financial Times Mitte Dezember von Gerüchten berichtet hatte, die Besitzer von Russlands größter und höchst erfolgreicher Privatbank, Alfa-Bank, verhandelten über den Verkauf ihres Geldinstituts für sieben bis acht Milliarden Dollar. Sie würden ihre Vermögenswerte in Russland reduzieren und Geld rausschaffen wollen, hieß es. Alles frei erfunden, ließen die milliardenschweren Besitzer – der Top-Oligarch aus der Jelzinzeit Michail Fridman und der Tycoon Pjotr Aven – wissen. Die Bank selbst nannte den Artikel einen Versuch, die Anteilseigner und das Management zu diskreditieren.
Sollte das das Ziel gewesen sein, die Zeit dafür könnte besser nicht sein. Aufgrund der politischen Verwerfungen mit dem Westen nämlich befinden sich russische Großunternehmer im Dilemma: Demonstrieren sie Einigkeit mit Präsident Wladimir Putin, gefährden sie ihre Geschäfte mit dem Westen. Im umgekehrten Fall droht ihnen zu Hause Ungemach.