Winterwetter versetzt Tourismus einen Dämpfer

APA/FRANZ NEUMAYR
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Bis vor kurzem glaubten die heimischen Beherbergungsbetriebe für die aktuelle Wintersaison noch an ein Nächtigungsplus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit ist es nun vorbei.

Die Wintersaison ist an sich gut angelaufen. Doch seit dem 4. Jänner machen den Touristikern anhaltende Schneefälle, starker Wind und hohe Lawinengefahr einen Strich durch die Rechnung. Zahlreiche Urlaubsregionen sind über Tage hinweg von der Außenwelt abgeschnitten. "Es ist vielerorts eine Ausnahmesituation", sagte WKÖ-Tourismusobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher Dienstagabend vor Journalisten.

IHS-Chef Martin Kocher erwartet eher keine negativen Auswirkungen auf das heimische Wirtschaftswachstum durch den starken schneefall. Einzelne Branchen sind zwar kurzfristig betroffen, es gibt dafür aber auch belebende Effekte in anderen Bereichen, im Tourismus verschiebt sich die Wintersaison nach hinten. Baugewerbe und Tourismus leiden zwar im Moment, zugleich gibt es aber mehr Ausgaben etwa im Online-Handel oder bei Energie. Nicht nur werden Touristen das heuer späte Ostern nutzen und allenfalls stornierte Urlaube nachholen, auch verschobene Großeinkäufe etwa für ein neues Auto dürften später erfolgen.

Minus bei kurzfristigen Anfragen

Hoteliers in den betroffenen Gebieten - etwa am Arlberg, im Zillertal, im Ötschergebiet, in Obertauern und vor allem auch in der Obersteiermark haben aufgrund von Straßensperren keine Zufahrten. Das drückt auf das Geschäft. "Bei den kurzfristigen Buchungsanfragen haben wir derzeit ein Minus von 50 Prozent - das macht schon was aus, vor allem bei den Nächtigungen", berichtete die Branchensprecherin. Die Tagesausflügler und Wochenendgäste bleiben aus. "Jeder schaut aufs Wetter - die Häuser bleiben de facto leer."

Sicherheitskräfte und freiwillige Helfer arbeiten auf Hochtouren. "In Obertauern wird jeden Tag zwei Stunden lang Schnee gesprengt, um die Sicherheit zu gewährleisten - Hubschrauber befreien Bäume vom Schnee, sie fliegen in der Früh und am Abend", beschrieb Nocker-Schwarzenbacher einige der Aktivitäten vor Ort. Nur knapp die Hälfte der Skilifte sei derzeit in Obertauern in Betrieb. "Die Liftbetreiber und Skihütten haben heuer sicher einen Verlust", so die Touristikerin. Sie rechneten mit einem Umsatzminus von 20 Prozent. "Das ist ganz schwer aufzuholen."

In den Hotels und Pensionen hätten an die 15 Prozent der Gäste storniert. Es wurde aber auch auf spätere Termine umgebucht. Einige Urlauber haben ihren Aufenthalt den Angaben zufolge auf März oder April verschoben, einige auf nächstes Jahr.

"Enorm herausforderndes Jahr"

Bis vor kurzem glaubten die heimischen Beherbergungsbetriebe für die aktuelle Wintersaison 2018/19 (per Ende April) noch an ein Nächtigungsplus von zwei Prozent gegenüber dem (sehr starken) Vorjahr. Damit ist es nun vorbei. "Wenn wir gleich abschneiden wie im abgelaufenen Jahr, dann sind wir eigentlich recht zufrieden", meinte Nocker-Schwarzenbacher, die selbst ein Hotel in St. Johann im Pongau betreibt. Die Buchungen für den Februar und den sonst schwachen März hätten zwar in den vergangenen Tagen "ungeheuer angezogen, aber das wird letzten Endes nicht reichen". Für das betriebliche Ergebnis werde heuer "bestimmt ein enorm herausforderndes Jahr - da sind wir sicher im Minus", so die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich.

Die grundsätzliche Stimmung bei den Unternehmen sei aber "gut, obwohl es jetzt eine nervenaufreibende Zeit ist", so Nocker-Schwarzenbacher. Die Urlauber, die da seien, seien "Zeitzeugen von unglaublichen Schneeverhältnissen". "Man hofft, dass die Tage bald gezählt sein werden." Bis kommenden Mittwoch werden die Schneefälle den aktuellen Wetterprognosen zufolge jedenfalls noch anhalten.

(APA)

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