Die Carrie Bradshaw des Vatikans

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Die Fürstinnentochter Elisabeth von Thurn und Taxis schreibt Kolumnen für das „Vatican Magazin“ über ihre Auffassung vom Glauben.

Eine wie sie ist dem Papst natürlich schon begegnet. Schließlich ist sie nicht irgendeine, sondern eine Nachfahrin des deutschen Adelsgeschlechts Thurn und Taxis. Und hat als solche einen guten Draht nach ganz oben – und eben auch zum Vatikan.

Elisabeth Thurn und Taxis, die mittlere der drei Kinder von Prinzessin Gloria und Prinz Johannes Thurn und Taxis, hat als europäische Adelige bislang ein für Personen ihres Standes allzu typisches Leben geführt. Sie ist viel gereist, hat in Kent, Paris und Madrid Kommunikations- und Medienwirtschaft studiert, längere Zeit in Manhattan gelebt und ihre Heimat zurzeit in London gefunden. An der Seite ihrer Mutter, die seit dem Tod des Vaters 1990 die Geschäfte der Familie führt, und der um zwei Jahre älteren Schwester Maria Theresia, hat man sie häufig vor den Festspielhäusern in Bayreuth oder Salzburg posieren sehen. Das gab meistens ein komisches Bild ab. Mutter Gloria in Tracht, die Töchter in schriller, für den Anlass manchmal viel zu kurzer Designermode. Dabei wollte schon die Mutter in ihrer Jugend mit schrägen Frisuren und vorlauten Sprüchen anecken. Was ihr mitunter gelang. Es waren halt die Siebziger.

Prinzessin Elisabeth jobbte neben dem Studium als Model und entschied sich schlussendlich für einen schreibenden Beruf. Vielleicht war Mamas Bruder, der Onkel, Alexander von Schönburg, ein Vorbild. Seit einigen Jahren schreibt sie im britischen „Finch's Quarterly Review“ eine Kolumne mit dem allessagenden Titel „Princess Diaries“, schreibt nebenbei für diverse Magazine. Irgendwann – vielleicht nach der Papstaudienz – flatterte ein Angebot vom deutschsprachigen katholischen Kultur- und Nachrichtenmagazin „Vatican Magazin“ herein, eine monatliche Kolumne über das moderne Leben mit dem katholischen Glauben zu schreiben. Sie nahm es an. Der Titel: „fromm!“


Vor einiger Zeit sind die gesammelten Kolumnen nun in einem kleinen Buch veröffentlicht worden, zu der Georg Ratzinger, der Bruder von Papst Benedikt XVI. das (inhaltlich sehr matte) Vorwort beisteuerte. Und Prinzessin Elisabeth ging in ihrer deutschen Heimat auf Werbefahrt, setzte sich bei Thomas Gottschalk auf die Couch. Manch einer nannte sie prompt „eine katholische Paris Hilton“, was ihr nicht besonders gefiel. Ihr sei es ernst mit dem Thema. Sie interessiere sich eben für Mode und Kunst genauso wie für die Bräuche und das Fromme in der katholischen Kirche. Der Titel „Carrie Bradshaw des Vatikans“ passt ohnehin besser.

Das Buch ist, wie der Untertitel schon sagt, „eine Einladung, das Katholische wieder mit allen Sinnen zu erleben“. Der Rosenkranz ist für die Prinzessin eine „Vitaminbombe für die Seele“. Das Niederknien in der Kirche manchmal eine „große Überwindung“, das Beichten „schrecklich schön“, in der Kirche wünscht sie sich mehr Weihrauch. Da wird nie angeeckt, kritisch hinterfragt, sondern bloß repetiert, was man so oder so ähnlich irgendwann im Religionsunterricht in der Volksschule gehört hat.

Mit keiner Silbe werden die Missbrauchsfälle erwähnt, die seit Wochen die katholische Kirche erschüttern. Wobei die Autorin zumindest dafür nichts kann: Das Buch und erst recht die Kolumnen sind lange vor dem Bekanntwerden der nun medial vorgetragenen Ereignisse erschienen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2010)

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