In Großbritannien wird mit Weltuntergangspanik Politik gemacht.
Wenige Monate nach dem EU-Austrittsreferendum im Juni 2016 wollten Meinungsforscher des Instituts YouGov von den Briten wissen, auf welche Eventualitäten sich die Regierung in London einstellen sollte. Die Ergebnisse der Umfrage waren im wahrsten Sinn des Wortes haarsträubend. So forderten 13Prozent der Befragten einen Plan für den Fall einer Invasion der Aliens, während sechs Prozent Vorbereitungen für eine Zombie-Apokalypse für besonders dringlich hielten.
Angesichts dieser Schreckensszenarien nehmen sichdie jüngsten Vorbereitungen für einen eventuellen „harten“ Brexit geradezu bescheiden aus: Man übt das Staustehen vor dem Grenzhafen Dover, die Überwachung der irisch-nordirischen Grenze, man macht sich Gedanken über die medizinische Versorgungslage. So weit, so grundvernünftig.
Doch bei diesen Manövern geht es nur vordergründig um Vernunft. Die Regierung in London veranstaltet vielmehr eine kleine Brexit-Horrorshow und zelebriert die Schrecken eines „No Deal“, um ihren Austrittsdeal im Parlament durchzubringen.
Diese Strategie ist brandgefährlich. Denn Angstmache ist ein Werkzeug, das mit der Zeit abstumpft. Bis das Publikum eines schönen Tages die an die Wand gemalten Geister nicht mehr ernst-, sondern nur noch mit einem wohligen Gruseln wahrnimmt. Wie Aliens und Zombies.
michael.laczynski@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2019)