Das 19:30 zum WM-Auftakt gegen Deutschland rückte ob der Politik in den Hintergrund.
Berlin. Sportpolitisch top, sportlich eher ein Flop: IOC-Präsident Thomas Bach pries den historischen Auftritt des vereinten Korea bei der Handball-WM als großen Erfolg, darüber hinaus gab es für das gemeinsame Team der getrennten Länder aber nichts zu feiern. „Es war hart für uns“, bekannte Trainer Cho Young Shin nach der 19:30-Niederlage im WM-Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Deutschland. Zwölf Spieler aus Südkorea und vier Akteure aus dem Norden musste Cho innerhalb weniger Wochen zu einem Team formen. „Es war nicht leicht, sich auf das Spiel vorzubereiten“, räumte der Coach ein. „Ich bin aber zufrieden, dass wir uns als Einheit präsentiert haben.“
Aus der zusammengewürfelten Truppe stach Torhüter Park Jaeyong heraus, der mit zahlreichen Glanzparaden eine höhere Niederlage verhinderte. „Wir hätten locker 40 Tore erzielen können. Aber er war stark“, lobte Deutschlands Kreisläufer Hendrik Pekeler. Am Gesamteindruck änderte dies jedoch nichts. „Bei allem Respekt für Korea, die das gut gemacht haben: Sie waren nicht unsere Kragenweite“, befand Torwart Andreas Wolff.
„Sport kann Brücken bauen“
Das ist den Asiaten bewusst, die international höchstens zweitklassig sind. Deshalb wird der Teilnahme in der Außenwirkung eher politische Bedeutung beigemessen, obwohl dies intern kaum eine Rolle spielt. „Die vereinte Mannschaft hat sich nur auf den Sport konzentriert. Es hat nichts mit Politik zu tun“, sagte Trainer Cho.
Thomas Bach sieht das natürlich anders. „Der Sport kann nicht die Politik machen, aber er kann Brücken bauen und Türen öffnen“, sagte der IOC-Präsident. Im Falle Koreas ist dies offenbar gelungen, denn nach dem gemeinsamen Einmarsch beider Teams bei den Winterspielen in Pyeongchang war es im Vorjahr erstmals zu einem Treffen zwischen Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un gekommen. (red./DPA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2019)