Die Warnungen vor den Auswirkungen eines harten Brexit werden dramatischer. Sogar ein Notdienst mit Beamten ist geplant.
London. Kurz vor der entscheidenden Unterhausabstimmung werden die Briten nun immer öfter mit den Auswirkungen eines harten Brexit konfrontiert. „Das Austrittsdatum (29. März, Anm.) ist wirklich verteufelt nahe bei Ostern“, warnte Razat Gaurav, Chef des Logistikunternehmens Llamasoft. „Für Süßwarenhersteller ist das einer der Höhepunkte im Jahr.“ Daher sei es dringend geboten, „ausreichend Vorräte anzulegen“. Der Liberaldemokrat Tom Brake schloss messerscharf: „Wenn die Hersteller das nicht schaffen, wird es keine Ostereier geben.“ Selbst dem hartnäckigsten Realitätsverweigerer beginnt 30 Monate nach dem Brexit-Votum zu dämmern, dass sich das Land auf eine nationale Krise zubewegt.
Die Regierung beginnt in allerletzter Sekunde, aktiv zu werden. Seit einigen Tagen laufen in Fernsehen und Radio Einschaltungen, bei denen etwa gefragt wird: „Werden meine Reisepläne betroffen sein, wenn wir die EU verlassen?“ Worauf eine andere Stimme ertönt: „Es könnte auch sein, dass Sie Fragen haben, wie der Brexit Sie betreffen wird. Für aktuelle Neuigkeiten gehen Sie zu gov.uk/EUexit.“
Tatsächlich stehen die Briten vor ernsteren Fragen – etwa zum Gesundheitswesen, zur Medikamentenversorgung (z.B. Insulin) oder zu den Aufenthaltsrechten in der EU. Zudem warnt etwa der Supermarktriese Sainsbury's: „Ein harter Brexit wird die Versorgungskette massiv stören.“ Während man die Einlagerung von konservierbaren Gütern bereits deutlich vergrößert habe, drohe bei Frischgütern eine ernste Versorgungskrise. Großbritannien importiert 84 Prozent seines Verbrauchs an frischem Obst und Gemüse.