Wir denken an Glück und reden von Geld

Kinder können noch ganz unbeschwert glücklich sein. Sie grübeln auch nicht darüber, ob Glück vom Einkommen oder von sozialer Gleichheit abhängt – oder ob wir mit beidem auf der falschen Fährte sind.
Kinder können noch ganz unbeschwert glücklich sein. Sie grübeln auch nicht darüber, ob Glück vom Einkommen oder von sozialer Gleichheit abhängt – oder ob wir mit beidem auf der falschen Fährte sind.Getty Images
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Seit Jahrzehnten wird die Glücksforschung von der ökonomischen Frage dominiert, ob uns mehr Wohlstand zufriedener macht. Diese Verengung wirkt schrecklich banal. Aber wie viel geht dabei tatsächlich verloren?

Geld macht nicht glücklich. Stimmt nicht, es macht sehr wohl glücklich. Alles falsch: Es macht bis zu einem bestimmten Einkommen glücklich, darüber hinaus nicht mehr. Dazu gibt es Theorien, Studien und Artikel sonder Zahl. Die gewichtige Frage, wie der Mensch ein glück- und sinnerfülltes Leben führen kann, war einst die Domäne tiefgründiger Denker und Religionsstifter. In der Wissenschaft unserer Tage scheint sie auf das mediokre Maß materiellen Wohlergehens zurechtgestutzt. Das bereitet Unbehagen. Wie berechtigt ist es?

Eine öffentliche Angelegenheit ist ja nie das individuelle Glück, sondern sein mittleres Niveau. Niemand bestreitet, dass es von viel mehr abhängt als vom Pro-Kopf-Einkommen. Aber dessen Wachstum hat doch andere Glücksbringer im Schlepptau: bessere Gesundheit, mehr Freizeit und Möglichkeiten der Unterhaltung. Höhere Bildung und weitere Reisen, die neue Horizonte eröffnen. Erfindungen, die den Alltag erleichtern. All das, was wir materiellen Fortschritt nennen. Ihm gilt, in Beruf oder Politik, ein Gutteil unseres Trachtens. Dann aber ist es nicht banal, sondern recht abgründig, wenn wir sagen müssten: Es geht uns immer besser, aber glücklicher macht uns das nicht.

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