Die nächste Schneewelle kommt

Der Samstag wurde in weiten Teilen Österreichs für Räumarbeiten oder Flüge, um Lawinen abzusprengen, genutzt.
Der Samstag wurde in weiten Teilen Österreichs für Räumarbeiten oder Flüge, um Lawinen abzusprengen, genutzt.APA
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Die kurze Entspannung, die für Räumungen, Sprengungen oder Versorgungsflüge genutzt wurde, hält nicht lange: Ab heute, Sonntag, soll es wieder schneien.

Nach den massiven Schneefällen während der Woche hat sich die Situation in weiten Teilen Österreichs zwischenzeitlich etwas entspannt. Aber für die Einsatzkräfte bedeutete das nicht wirklich eine Pause, sondern Zeit, die vorher angehäuften Schneemassen ein wenig zu beseitigen. Laut aktueller Prognose soll ab heute, Sonntag, neuerlich Neuschnee fallen, Entspannung ist erst ab Dienstag angesagt.

Am Samstag haben die Experten die Lawinengefahr in Tirol und Vorarlberg auf Stufe drei der fünfteiligen Skala zurückgestuft, weisen aber darauf hin, dass die Verhältnisse für Wintersport abseits der Piste nach wie vor „kritisch“ seien. In Tirol mussten in der Gemeinde Gnadenwald (Bezirk Innsbruck-Land) aus mehreren Häusern Bewohner und Gäste aus einem Hotel vorsorglich evakuiert werden. Die Gebäude bzw. die Zufahrten befanden sich zum Teil in der Gefahrenzone. Nach derzeitigem Stand könnte am Sonntag in Vorarlberg und im Westen Tirols neuerlich bis zu einem bzw. eineinhalb Meter Neuschnee dazukommen. In den Bergen seien auch zwei Meter möglich, hieß es.


Sprengungen und Downwash. In Salzburg wurde zwischen Weißbach und St. Martin im Pinzgau am Samstagvormittag eine Lawine gesprengt. Nun ist die B311 wieder in beide Richtungen befahrbar. Gesamt waren am Samstag vier Hubschrauber für Erkundungs- und „Downwash“-Flüge im Einsatz, hieß es vom Landeseinsatzstab. Dabei wird mit dem Wind der Rotorblätter Schnee von den Bäumen geblasen. 280 Soldaten des Bundesheeres waren unterwegs, um Dächer freizuschaufeln.

In der Steiermark waren am Samstag im Bezirk Liezen zusätzlich zu den lokalen Hilfskräften über 200 Feuerwehrleute vom KHD (Katastrophenhilfsdienst) im Einsatz. Züge aus den Bezirken Deutschlandsberg, Knittelfeld, Voitsberg, Graz-Umgebung und Leoben halfen in den betroffenen Gebieten mit. Sie mussten wegen der angekündigten neuen Schneemengen verstärkt Dächer räumen.

Am Freitag konnten kurzzeitig Erkundungs- und Versorgungsflüge per Hubschrauber durchgeführt werden, am Samstag verhinderte starker Wind im Bezirk Liezen einen erneuten Flugeinsatz. Zur Versorgung der Einsatzfahrzeuge wurde daher beschlossen, unter der Aufsicht der Lawinenkommission – es herrschte nach wie vor Warnstufe vier – mit drei Gemeindefahrzeugen auf der an sich geschlossenen Straße mehrere Versorgungsfahrten durchzuführen.

In Oberösterreich lag das Hauptaugenmerk am Samstag auf dem Freischaufeln von gefährdeten Dächern. 300 Mann des Militärs sowie Feuerwehren aus den weniger betroffenen Gebieten des Bundeslandes waren vor allem im Süden im Einsatz. Die Lawinengefahr wurde am Samstag in Oberösterreich vom Lawinenwarndienst des Landes überwiegend als erheblich, nur teilweise noch als groß einstuft. Am Samstag waren noch etliche Straßen gesperrt, auch Züge standen still.

Die Lawinengefahr in den Hochlagen in Niederösterreich war Samstagvormittag unverändert hoch. In den Ybbstaler Alpen und im Rax-Schneeberggebiet wurde die Lage ab einer Höhe von 1500 Metern mit Stufe vier beurteilt. Nach Lawinensprengungen konnte aber mit der Räumung der neun Kilometer langen Hochkar Alpenstraße begonnen werden. Am Sonntagvormittag sollen dann rund 300 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Bundesheer damit beginnen, auch Gebäude und Liftanlagen am Hochkar freizuschaufeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2019)

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