Muslimisches Gebet in Kathedrale: "Keine Provokation"

Mezquita Catedral in Cordoba
Mezquita Catedral in Cordoba(c) Wolfgang Lettko
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Sechs österreichische Touristen stimmten in der Mezquita-Kathedrale in Cordoba ein muslimisches Gebet an, zwei wurden verhaftet. Der Reiseveranstalter - die muslimische Jugend - bat um Entschuldigung.

Am Mittwochabend kam es in der südspanischen Stadt Cordoba zu einem Eklat, in Zuge dessen zwei österreichische Touristen verhaftet wurden: Eine Gruppe von sechs Personen hat in der Mezquita-Kathedrale ein muslimisches Gebet angestimmt. Der Veranstalter der Reise, die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ), bat um Entschuldigung für den Vorfall.

Etwa 100 MJÖ-Mitglieder waren auf einer zweiwöchigen Tour durch Südspanien. Beim Besuch der Kathedrale wurden sie "von deren Schönheit und spirituellen Atmosphäre so überwältigt, sodass ein kleiner Teil der Gruppe sich zu einem spontanen Gebet entschloss - mit Folgen, welche die Jugendlichen nicht erahnen konnten", schrieb die MJÖ am Freitag in einer Aussendung. Muslimische Gebete sind in der Kathedrale verboten.

Das Wachpersonal habe den Besuchern erklärt, ihre Gebetshandlungen seien dort verboten. Daraufhin seien die meisten von der MJÖ-Gruppe gegangen. Zwei Österreicher hätten die Wachleute aber angegriffen und mit einem Messer bedroht. Als die Polizei herbeigerufen wurde, hätten sich einige der Festnahme widersetzt. Bei dem Gerangel seien ein Polizist und ein Wachmann verletzt worden. Die spanische Zeitung "El Pais" berichtete dagegen am Freitag, dass ein Besucher zwar ein Messer bei sich getragen, dieses aber nicht eingesetzt habe. Zwei Personen wurden wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen.

Dem widerspricht die MJÖ: Tätliche Angriffe oder Drohungen gegen Polizisten und die Security habe es nicht gegeben. MJÖ-Sprecher Alexander Osman spricht von einem "Missverständnis". Am Freitagabend wurden die beiden Inhaftierten freigelassen.

MJÖ: "Keine Provokation"

Laut "Kurier", der sich auf das lokale Blatt "El Dia de Cordoba" berief, betraten insgesamt 118 Muslime die Kathedrale in kleinen Gruppen. Demnach standen die muslimischen Jugendlichen mit Funkgeräten in Verbindung. Laut der "Kronen-Zeitung" "sollte anscheinend eine organisierte Provokation den Anspruch der Moslems auf 'ihre' Mezquita demonstrieren". 

Diese Darstellung wies die MJÖ zurück: "In Österreich haben wir im Rahmen von interreligiösen Veranstaltungen in Kirchen oder in Moscheen gemeinsam mit Christinnen und Christen gebetet", erklärte Osman in der Aussendung. "Ich möchte mich hiermit im Namen der Muslimischen Jugend Österreich aufrichtig bei der Katholischen Kirche in Spanien und deren Gläubigen für diese unbedachte Aktion entschuldigen. Die Jugendlichen wollten weder provozieren noch die religiösen Gefühle der katholischen Gläubigen verletzen."

Eine ehemalige Moschee als Kathedrale

Nach der Reconquista der Stadt 1236 ist die ehemalige Moschee in Cordoba in die Mariä-Empfängnis-Kathedrale umgewandelt worden - bekannt ist sie aber als Mezquita-Kathedrale, was auf die Geschichte hindeutet: "Mezquita" heißt auf Spanisch "Moschee". Die Struktur der Moschee blieb größtenteils erhalten.

Die Kathedrale gehört zu den größten Sakralbauten der Welt. Das Gotteshaus wurde ab dem 8. Jahrhundert von den Mauren als größte und wichtigste Moschee der westlichen Welt an einer Stelle errichtet, wo sich ein römischer Tempel und danach eine Kirche befunden hatten, die zuletzt zwischenzeitlich sowohl von Christen als auch von Muslimen für Gottesdienste genutzt worden sein soll.

Der "Kurier" schrieb in seiner Freitag-Ausgabe unter Berufung auf die Zeitung "El Dia de Cordoba", in Cordoba sei in jüngster Zeit darüber diskutiert worden, ob die Mezquita künftig von Christen und Muslimen gemeinsam als Gotteshaus genutzt werden könnte.

(APA/Red.)

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