Vor fünf Jahren verstarb der Papst aus Polen.
Rom/Wien (zoe). „Santo, Santo“ skandierten die Massen am Petersplatz in Rom. Gläubige schwenkten Transparente mit der Aufschrift „Santo subito“ – „sofort heilig“. Für den verstorbenen Papst Johannes Paul II. wurde eben erst die Totenmesse gehalten, als die ersten Rufe nach seiner Heiligsprechung laut wurden.
Am 2. April 2005 verstarb Johannes Paul II. kurz vor seinem 85. Geburtstag. Mit 26 Jahren und fünf Monaten war er das längstdienende Oberhaupt der katholischen Kirche. Bei keinem anderen Pontifex wurden so knapp nach seinem Ableben die Weichen in Richtung Seligsprechung gestellt. Sein Nachfolger, Benedikt XVI., erteilte eine Sondererlaubnis, denn nach kirchenrechtlichen Bestimmungen müssen mindestens fünf Jahre nach dem Tod einer Person vergehen, bevor eine „Beatifikation“ eingeleitet werden kann.
Zu Johannes Pauls fünftem Todestag gehen Vatikanexperten davon aus, dass er im Frühjahr 2011 seliggesprochen wird. Der vatikanische Prozess ist weitgehend abgeschlossen. Derzeit prüft die Kongregation nur noch das Heilungswunder – denn keine Seligsprechung ohne Wunder.
Nonne von Parkinson geheilt
Johannes Paul nun soll eine französische Ordensfrau von ihrer Parkinson-Krankheit geheilt haben. Nach dem Tod des Papstes verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Marie Simon-Pierre, sodass sie linksseitig fast völlig gelähmt war. Ihre Mitschwestern baten bei Johannes Paul um Fürsprache – und bald ging es Schwester Marie besser. Ihr Arzt diagnostizierte schließlich die vollständige Heilung.
In seiner Heimat Polen sehen die Menschen weitere Merkmale für seine Heiligkeit: So wird der Gnadenakt angeführt, den Johannes Paul seinem Attentäter Mehmet Agi Agca zuteil werden ließ. Der Papst wollte die Aussöhnung mit dem türkischen Ultranationalisten, besuchte ihn im Gefängnis und bat um dessen Begnadigung. Der Attentäter ist mittlerweile zum Katholizismus übergetreten.
Endziel: heilig
Die Gedenkmesse im Vatikan wurde übrigens vorverlegt, weil Johannes Pauls Todestag mit dem Karfreitag zusammenfiel. Dabei nahm Benedikt zum Seligsprechungsverfahren keine Stellung. Viele Anhänger denken ohnehin, dass die Seligkeit nur ein Durchgangsstadium zu Johannes Pauls wahrer Bestimmung ist: zur Heiligsprechung.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2010)