Ermittlungen gegen Ersthelfer nach tödlicher Lawine in St. Anton

Eltern eines jungen Australiers, der in St. Anton unter einer Lawine tödlich verunglückt ist, erheben Vorwürfe gegen einen Ersthelfer. Dass es sich dabei um einen Berg- oder Pistenretter handle, dementiert die Polizei.

Nach dem tödlichen Lawinenabgang in St. Anton am Arlberg am vergangenen Mittwoch, bei dem ein 16-jähriger Deutsch-Australier verschüttet worden war, laufen polizeiliche Erhebungen gegen einen Ersthelfer. Der Mann stehe im Verdacht, das Schneebrett ausgelöst zu haben, sagte Polizeisprecher Stefan Eder am Montag und bestätigte damit Medienberichte.

Der Ersthelfer sei weder Mitglied der alarmierten Pisten- noch der Bergrettung gewesen, betonte der Sprecher. Der Mann habe sich zum Zeitpunkt des tödlichen Unfalls in dem Bereich aufgehalten. Nähere Angaben wollte der Sprecher unter Verweis auf die laufenden Erhebungen nicht machen. Es sei ein Gutachter beauftragt worden, einen Bericht über die damalige Lawinensituation zu erstellen. Zudem stünden noch weitere Befragungen aus. In rund zwei Wochen werde man voraussichtlich der Staatsanwaltschaft Bericht erstatten, so Eder. Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr bestätigte indes die laufenden Ermittlungen gegen den Helfer.

Die Eltern des Jugendlichen, die mit dem 16-Jährigen im freien Skiraum unterwegs waren, hatten in internationalen Medien erklärt, dass Pistenretter, die gerade zu ihnen abfahren wollten, die Lawine auslösten. Dies habe tragischerweise zum Tod ihres Sohnes geführt, so die Eltern, die sich aber bei den Helfern für ihre "besten Bemühungen" bedankten, ihren Sohn zu retten.

Familie blieb abseits der Piste stecken

Die Familie - der 58-jährige Vater, die 55-jährige Mutter und die beiden Söhne im Altern von 16 und 14 Jahren - war laut Polizei vom Gampen außerhalb des organisierten Skiraumes abgefahren und dabei in unwegsames, unverspurtes und sehr steiles Gelände geraten. Aufgrund des Geländes und der großen Schneehöhe war ein Weiterkommen nicht mehr möglich, weshalb die Familie einen Notruf absetzte.

Die Familie befand sich zu dieser Zeit in einem steilen und engen V-Tal. Nach der Alarmierung begannen Pistenrettung und Lawinenkommission mit der Suche nach den Personen. Aus unbekannter Ursache löste sich im extrem steilen Gelände eine Schneebrettlawine. Diese erfasste die Mutter und auch den 16-Jährigen.

Die Frau konnte sich selbst aus den Schneemassen befreien und blieb unverletzt. Der 16-Jährige wurde von den rund vier Meter hohen Schneemassen komplett verschüttet. Er konnte von den Helfern mit einer Sondierkette geortet werden und wurde nach etwa 20 bis 30 Minuten aus der Lawine in einer Tiefe von etwa zwei Metern nur noch tot geborgen. Das Opfer hatte keine Notfallausrüstung wie etwa ein Lawinenverschüttetensuchgerät bei sich. Da die Schneemassen den Steissbach im Bereich des Lawinenkegels leicht anstauten, lag der 16-Jährige zudem auch noch im Wasser, hieß es.

(APA)

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