Wie Houellebecq literarisch sein Eheglück sabotiert

Wirkt idyllisch (kennt man den Roman nicht): Hochzeitsfoto vom 21. September.
Wirkt idyllisch (kennt man den Roman nicht): Hochzeitsfoto vom 21. September.(c) Philippe Matsas/Opale/Bridgeman Images
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Fotos zeigen Houellebecq als glücklichen Bräutigam einer Chinesin, eine ähnliche Ehe lässt er in „Serotonin“ schlimm enden: Wie der Autor sein (oft makabres) Spiel treibt, mit dem eigenen Leben – und mit der Öffentlichkeit.

Man muss nicht hinter allem Strategie vermuten. Aber sofern sie keine war, ist sie es mittlerweile offenbar: Hochzeitsfotos sind das aufsehenerregendste Werbemittel für den Anfang Jänner erschienenen neuen Roman von Michel Houellebecq geworden.

Sie stammen vom 21. September 2018. Der typischerweise mit Zigarette im Mundwinkel und ungepflegten Haaren im Sessel hängende Autor steht hier aufrecht wie ein glücklicher Bub, den man in ein lächerlich altertümliches Herrenkostüm gesteckt hat – mit seiner leichtherzig lachenden dritten Ehefrau, der Chinesin Qianyum Lysis Li. Eine liebenswert-kuriose pastellfarbene Idylle. Doch liest man den neuen Roman des Autors, "Serotonin", bekommt sie eine makabre Note.

Als Houellebecq ermordet wurde

„Serotonin“ beginnt mit der deprimierenden Beschreibung einer Ehe, deren weiblicher Part namens Yuzu eine um 20 Jahre jüngere Japanerin ist – ähnlich wie im Fall des Autors. Kurzes Glück hat im Roman längst einer stillen Strindberg'schen Ehehölle Platz gemacht – beziehungsweise, so bekennt der Ehemann und Protagonist Florent-Claude, „meiner eigenen Hölle, die ich mir nach meinen eigenen Wünschen gebaut hatte“.

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