Wolford schafft die Wende nicht

(c) Bloomberg (Lisi Niesner)
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Der Wäschehersteller rechnet auch für das laufende Jahr mit einem Verlust.

Wien. Mitte Dezember war der Vorarlberger Strumpfhersteller Wolford noch optimistisch. Für das Gesamtjahr 2018/2019, so hieß es damals, peile man – trotz Halbjahresverlusts – ein positives Betriebsergebnis an. Rund vier Wochen später wurde das Unternehmen von der Realität eingeholt.

Am Dienstag teilte Wolford via Ad-hoc-Mitteilung mit, seine Prognose anpassen zu müssen. Was das bedeutet: Im laufenden Geschäftsjahr wird sich das Plus beim operativen Ergebnis doch nicht ausgehen, weshalb die Geschäftsführung für das Gesamtjahr mit Verlust rechnet. In welcher Größenordnung sich das Minus liegen wird, könne man jedoch nicht sagen, hieß es der „Presse“ gegenüber. Man habe noch ein Quartal vor sich. Das Geschäftsjahr beendet der Konzern erst mit 30. April.

Aktie unter Ausgabekurs

Begründet werden die roten Zahlen nun mit den Ergebnissen des Weihnachtsgeschäfts und der anhaltenden Marktschwäche im Jänner. Die positiven Kosteneffekte aus der bisherigen Strukturierung reichen nicht aus, um die Wende zu vollziehen. Die Aktionäre reagierten auf die Gewinnwarnung ziemlich verschnupft, die Aktie gab zwischenzeitlich um bis zu neun Prozent nach. Investoren mussten bei Wolford schon einiges durchstehen. So waren beispielsweise auch die beiden vorangegangenen Geschäftsjahre von einem negativen Betriebsergebnis und Verlusten nach Steuern geprägt.

Der Kursverlauf sieht im Rückspiegel ebenfalls nicht rosig aus. Mit einem Preis von rund elf Euro liegt das Papier unter dem einstigen Ausgabekurs von knapp 16 Euro. Wolford wagte am 14. Februar 1995 den Schritt an die Börse. Bald darauf kletterte die Aktie auf rund 100 Euro, kam seither aber nicht mehr an diesen Wert heran.

Dass es deshalb an der Zeit war, etwas zu ändern, hat man auch im Unternehmen erkannt. Im Sommer 2017 spitzte sich die finanzielle Lage bei Wolford zu, vergangenen März konnte man schließlich Fosun aus China als strategischen Investor gewinnen. Die größte private Unternehmensgruppe der Volksrepublik ist heute mehrheitlich an Wolford beteiligt und hat schon Erfahrungen in der Modeindustrie gesammelt. Das französische Modehaus Lanvin ist genauso Teil des Portfolios wie die deutsche Marke Tom Tailor.

Wolford versucht nun jedenfalls zu liefern. Die Vorarlberger haben bereits Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, Kosten gesenkt und die Markenstrategie adaptiert. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2019)

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