Syrien: Ankara will „Anti-Terror-Zone“

Recep Tayyip Erdoğan.
Recep Tayyip Erdoğan.(c) REUTERS (Umit Bektas)
  • Drucken

Sicherheitsstreifen an Grenze soll laut Erdoğan unter türkischer Verantwortung stehen. Doch Details sind mit USA noch nicht vereinbart.

Ankara/Damaskus. Der türkische Präsident gab sich am Dienstag optimistisch: Die Pläne, in Nordsyrien eine Sicherheitszone einzurichten, sei von „historischer Bedeutung“, sagte Recep Tayyip Erdoğan vor Abgeordneten seiner Regierungspartei AKP. Das Telefonat mit US-Präsident Donald Trump vom Vorabend sei „extrem positiv“ verlaufen. In dem Gespräch sollen Erdoğan und Trump über eine rund 30 Kilometer breite, „vom Terrorismus befreite“ Zone gesprochen haben. Die Details dazu wurden aber offenbar noch nicht vereinbart. Doch Erdoğan stellt nun klar: Die Türkei könne mit logistischer Hilfe der USA eine solche Zone „umsetzen“.

Im Norden Syriens haben kurdische Kräfte gemeinsam mit Vertretern der Araber und diverser Minderheiten eine autonome Selbstverwaltung errichtet. Stärkster militärischer Faktor in diesem Gebiet sind die vorwiegend kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG). Sie stellen das Rückgrat einer Allianz lokaler Kämpfer dar, die an der Seite der USA die Jihadisten des sogenannten Islamischen Staates (IS) zurückgedrängt haben. Zugleich werden die YPG von der türkische Regierung aber als „Terroristen“ bezeichnet. Sollten die kurdischen Kämpfer aus der geplanten 30-Kilometer-Zone abziehen müssen, würden sie damit den Großteil der wichtigen Städte in ihrem Autonomiegebiet aufgeben. Dazu wären sie wohl kaum bereit. Laut US-Außenminister Mike Pompeo soll die Sicherheitszone aber sowohl die Türkei als auch die YPG schützen.

UN-Vermittler besucht Damaskus

Erdoğan hat an der Grenze zu Nordsyrien Truppen aufmarschieren lassen und wiederholt mit einem Einmarsch gedroht. Trump hat ihn zuletzt deutlich davor gewarnt. Nun will Erdoğan auch erneut mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin direkt über Syrien verhandeln. Ein Treffen der Präsidenten werde „höchstwahrscheinlich am 23. Jänner“stattfinden, hieß es in Ankara.

Zugleich gingen am Dienstag die Vermittlungsversuche der Vereinten Nationen in die nächste Runde. Erstmals seit seinem Amtsantritt als neuer UN-Vermittler hat der Norweger Geir Perdersen die syrische Hauptstadt Damaskus besucht. Er traf dort mit Syriens Außenminister Walid al-Muallim zusammen. (APA/Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Trump und die Türkei: Statt Zerstörung nun doch Kooperation

Der US-Präsident hat im Streit mit Ankara um die Kurden in Syrien nach heftigen Drohungen versöhnliche Töne angeschlagen: Eine "Sicherheitszone" ist im Gespräch.
Assad
Außenpolitik

Im syrischen Machtkampf suchen Kurden ihr Heil bei Assad

US-Präsident Donald Trump warnt Ankara vor einem Angriff auf die Kurden in Nordsyrien – und bietet zugleich eine Pufferzone an.
Außenminister Mike Pompeo und Kronprinz Mohammed bin Salman.
Außenpolitik

Regimewechsel: Planen US-Falken Krieg gegen Iran?

Nach Granatenangriff auf US-Einrichtung im Irak erwog Sicherheitsberater Bolton Militäraktion. Außenminister Pompeo schwor in Riad Alliierte ein.
Symbolbild: Türkischer Panzer
Außenpolitik

Trump droht Türkei mit "wirtschaftlicher Zerstörung"

Sollten die Türkei Kurdentruppen angreifen, gebe es wirtschaftliche Konsequenzen, schrieb der US-Präsident auf Twitter. Er spricht kryptisch von einer Sicherheitszone von 32 Kilometern. Und das Pentagon soll an einem Militäreinsatzplan für den Iran arbeiten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.