Einen Platz in der Wunschschule bekommt in Wien nur, wer in der Nähe wohnt. Das veranlasst Eltern, ihre Kinder bei Freunden und Großeltern zu melden. Ein offenes Geheimnis.
Wien. Krystyna Kowalski ging gelassen an die Suche einer passenden Volksschule für ihren Sohn heran. Es würde sich in ihrem Umkreis, im fünften Bezirk in Wien, schon ein guter Schulplatz finden lassen. Da war sich die Mutter, die ihren echten Namen nicht in der Zeitung lesen will, sicher. Doch diese Hoffnung wurde ihr ausgerechnet von einer befreundeten Lehrerin genommen: „Wenn ihr auch nur irgendwie die Möglichkeit habt, euer Kind nicht in diesem Bezirk in die Schule zu geben, würde ich euch das raten“, sagte sie und erzählte vom Schulalltag. Von den vielen Kindern, die nur schlecht Deutsch können, und ihren Eltern, die sich kaum um die schulische Ausbildung kümmern. „Dein Kind bleibt hier auf der Strecke.“
Diese Warnung hat gesessen. Kowalski, die selbst Polin ist und als Kind nach Österreich kam, wollte fortan einen Platz in einem der „guten Bezirke“ innerhalb des Gürtels finden. Immerhin ist man in Wien praktisch nicht mehr an Schulsprengel gebunden. Wenn es an Schulen – etwa wegen ihres guten Rufes – zu viele Anmeldungen gibt, gelten folgende Kriterien: Wohnortnähe, Geschwisterkinder und sogenannte schulorganisatorische Erfordernisse.