»Ich war im Bademantel«

Hansjörg Tengg hat in neun Monaten den Konsum abverkauft.

Nur einen Tag nach der Eröffnung des Konsum-Ausgleichs wurden Sie und Jan Wiedey eingesetzt. Kam das Engagement überraschend?

Hansjörg Tengg: Ja und nein. Ich hatte im Papierkonzern von Thomas Prinzhorn meine Aufgabe als Sanierer erfüllt und lag gerade im Spital. Da standen die Vertreter der acht Konsum-Banken an meinem Krankenbett und fragten mich, ob ich die Aufgabe des Konsum-Abwicklers übernehmen will. Ich im Bademantel, die im Nadelstreif, es war köstlich (lacht). Ich habe mir gedacht: Wenn die mich bitten, muss ich mich dieser Herausforderung stellen.

War es der Job Ihres Lebens?

Es gab zwei große Herausforderungen, den Konsum und Max.Mobil (jetzt T-Mobile). Letzteres war noch spannender, weil es um den Aufbau eines neuen Mobilfunkers ging.

Was war Ihre Aufgabe: Die Rettung des Konsum oder die geordnete Liquidation?

Für die Rettung war es zu spät, eine Sanierung hätte 15 Milliarden Schilling gekostet. Migros war die einzige Chance, aber das hätte ein paar Jahre früher geschehen müssen und die Schweizer hätten auch viel Geld gebraucht. Letztlich wollten sie nur mehr raus.

Was war am wichtigsten in der Insolvenz?

Das oberste Ziel war, den Ausgleich zu schaffen und einen Konkurs zu vermeiden. Im Konkursfall hätten die Genossenschafter nachschießen müssen – und zwar einige tausend Schilling. Das wäre Sprengstoff für die SPÖ gewesen. Außerdem fürchteten die Banken Anfechtungsklagen. Also ging es darum, den Konsum so gut und so schnell wie möglich zu verwerten, alles zu verkaufen. Denn das Vermögen des Konsum deckte nur eine 32-prozentige Ausgleichsquote, wir wollten aber mehr als die erforderlichen 40 Prozent erreichen, was auch gelang. Der Erfolgsfaktor schlechthin war Geschwindigkeit.

Inwiefern?

Wir – ich hab das ja nicht allein gemacht, das war ein super Team – haben Tag und Nacht mit potenziellen Käufern verhandelt, um rasch einen Abschluss zu erreichen. Jeder Tag zählte. In dem Fall hieß es „speed wins“. In neun Monaten war alles erledigt – wir haben alle 1000 Filialen, alle Produktionsbetriebe und den Gerngross verkauft und 6,5 Milliarden Schilling erlöst. 10.000 Jobs wurden erhalten, rund 5000 Jobs gingen verloren.

Ihr Honorar war ein heißes Thema, machte es Sie tatsächlich reich?

Mir wurden vertraglich für zweieinviertel Jahre rund 15 Millionen Schilling zugesichert. Dazu kam ein Bonus, wenn ich es früher schaffe. Alles in allem erhielt ich etwa 33 Millionen Schilling. Das klingt viel, aber heute würde für 2,4 Millionen Euro niemand so einen Job machen. Alles ist relativ.

Würden Sie es wieder machen?

Heute nicht, aber wenn ich so jung wie damals wäre – jederzeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2010)

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