Wiener Opernball

Die Staatsoper als Kopfschmuck, Netrebko und ein Lebkuchenhaus

Das Plakat, Staatsoperndirektor Dominique Meyer und Organisatorin Maria Großbauer.
Das Plakat, Staatsoperndirektor Dominique Meyer und Organisatorin Maria Großbauer. APA (HERBERT PFARRHOFER)
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Die heurige Auflage steht im Zeichen des 150. Geburtstags der Oper, Zitate und Anleihen an das Eröffnungsjahr 1869 sollen überall zu finden sein.

Vermutlich würde man das ja ohnehin nie sagen – dass es diesmal nämlich nicht ein ganz besonderer Opernball wäre. Heuer hat man allerdings auch einen Anlass, der die Veranstaltung noch mehr ganz besonders macht, denn die Staatsoper feiert ihren 150. Geburtstag. Und so ist es kein Zufall, dass der Leitgedanke „Alles Oper“ viele Anleihen an das Jubiläum enthält.

Da ist etwa das Opernballplakat, auf dem ein Frisurenmodetrend aus dem Rokoko zu sehen ist – „da wurden Objekte des öffentlichen Interesses in die Haare eingeflochten“, erzählt Organisatorin Maria Großbauer bei der Präsentation des Programms am Mittwoch. Im Fall des aktuellen Sujets ist es das Architekturmodell der Staatsoper, das ein Model auf hochgesteckten Haaren trägt. Bei ihm ginge das nicht, meint Staatsoperndirektor Dominique Meyer, der so etwas wie die Rolle des Spaßmachers übernimmt.

150 Jahre alt ist auch Richard Wagners „Rheingold“, auf das im Programm Bezug genommen wird – etwa mit dem Blumenschmuck, der in der Ausführung an das Vorspiel zur „Ring des Nibelungen“-Tetralogie angelehnt ist – und auch an den Feuerzauber aus der „Walküre“, so werden die Blumenarrangements von Dunkelrot unten bis Gelb-orange oben wie ein Feuer lodern. Ein weiterer Bezug auf das Jubiläum ist bei der Eröffnung der „Kaiser-Franz-Josef-I.–Rettungs-Jubel-Marsch“ von Johann Strauß, in dem Teile der „Kaiserhymne“ zu hören sind – immerhin war der Monarch bei der Einweihung des Hauses dabei. Auch sind im Programm Zitate aus Mozarts „Don Giovanni“ verstreut, mit dem die Staatsoper 1869 eröffnet wurde. Und dann wird noch die Gardemusik die Gäste am Roten Teppich begrüßen – mit Regimentsmärschen von 1869.

Netrebko singt zur Eröffnung

Der Höhepunkt der Eröffnungszeremonie ist zwar keine Premiere, aber für Opernfreunde dennoch nicht unspektakulär. „Es gibt da Gerüchte“, leitet Großbauer mit unwissend-wissendem Gesichtsausdruck ein – und Meyer bestätigt: „Anna Netrebko singt bei der Eröffnung.“ Und ihren Mann nimmt sie auch noch mit – Yusif Eyazov steigt zunächst mit „Nessun dorma“ aus Puccinis „Turandot“ ein, einem ziemlich viel und oft gespielten Klassiker, danach präsentiert Netrebko das etwas viel weniger bekannte „Il bacio“ von Luigi Arditi – „eine Art Johann Strauß aus Italien“, merkt Meyer an. Und schließlich singt das Paar gemeinsam „O soave fanciulla“ aus Puccinis „La Bohème“.

Neben der Akustik soll der Opernball auch visuell opulent werden – wieder mit einer Premiere, denn unter dem Titel „Arkestra of Light“ wird das Opernhaus mit einer Lichtkunstinstallation bestrahlt – historische Abendzettel, eine Collage von Sängern, Dirigenten und Komponisten, dazu eigens gedrehte Aufnahmen von Tänzerinnen und Tänzern sollen dem Haus eine sehr lebendige, aber auch monumentale Ausstrahlung geben.

Nach der künstlerischen Seite absolvieren Großbauer und Meyer auch noch die Vorstellung all der größeren und kleineren Attraktionen, die auf dem Ball zu finden sein werden. Vom Opernballdrink („Lebenswasser“ mit Vodka und Pinot Brut Reserve und „Die Frau ohne Schatten“ mit Gin und Zitronenschale) über den speziellen Apfelsaft („Den trinkt man aus dem Weinglas“, sagt Großbauer) bis zum neuen Hänsel-und-Gretel-Lebkuchenhaus . . . ein Lebkuchenhaus?

„Heia, du Holder“

Ganz genau – die Bühnenbildnerin Agnes Hasun hat ein begehbares Lebkuchenhaus gestaltet, das sich an Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ orientiert. Gegen eine Spende können Besucher dort Mariazeller Lebkuchen von Pirker kaufen, die mit Kosenamen aus Opern verziert angeboten werden – von „Heia, du Holder“ („Rheingold“) bis zu „süßeste Maid“ („Walküre“). Ach ja, erstmals gibt es auch ein Tattoo-Studio, in dem man sich Zitate aus Opern besorgen kann – etwa „Königin der Nacht“ aus der Zauberflöte. Allerdings – eine bleibende Erinnerung wird das nicht. Es sind nur Klebetattoos, die man nach dem Ball abwaschen kann. Was aber nichts daran ändern sollte, dass es heuer ein ganz besonderer Opernball werden soll. Ganz bestimmt.

Opernball 2019

Das Konzept lautet heuer zum dritten Mal „Alles Oper“ – mit Zitaten aus Opern, die sich durch den Abend ziehen. Diesmal steht der 150. Geburtstag der Staatsoper im Mittelpunkt. Bei der Eröffnung tritt u. a. Anna Netrebko auf, die auch ein Duett mit ihrem Mann, Yusif Eyazov, singt.

Übertragung. ORF2 überträgt den Opernball am Donnerstag, 28. Februar, ab 20.15 Uhr, moderiert von Alfons Haider, Mirjam Weichselbraun und Barbara Rett.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.1.2019)

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