Die Lawinengefahr geht überall nach und nach zurück, gesicherte Pisten sollten vorerst aber dennoch nicht verlassen werden. Die 1700 Bundesheersoldaten, die im Einsatz waren, sollen Sonderurlaub bekommen.
Wien. Nach dem Abklingen der massiven Schneefälle war die Situation in den betroffenen Gebieten in Vorarlberg, Tirol, Salzburg, der Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich am Mittwoch laut Experten „weitgehend ruhig“. Der Tag wurde vor allem für weitere Erkundungsflüge mit den Lawinenkommissionen, dem Lawinenwarndienst und der Wildbach- und Lawinenverbauung genutzt.
Trotz eines leichten Rückgangs der Lawinengefahr gelte vor allem im alpinen Bereich immer noch höchste Vorsicht. Denn verbreitet herrschte in sechs Bundesländern weiterhin Lawinenwarnstufe 4 der fünfteiligen Skala.
Bei den Erkundungsflügen erkundeten die Lawinenkommissionen nun, ob in bisher nicht erreichbaren Gebieten Lawinen abgegangen sind, wie sich die Schneelage sowie Schneedecken- und Infrastrukturbeschaffenheit darstellen und inwieweit Lawinenverbauungen noch Kapazitäten aufweisen. Aufgrund des Temperaturanstiegs werde sich die Schneedecke nun weiter setzen, was die vorhandene Schwachschicht festigt. Zahlreiche gesperrte Straßen konnten jedenfalls nach Abklingen der Schneefälle wieder freigegeben werden.
Tourengeher tot geborgen
In Lech am Arlberg wurde am Mittwochnachmittag der 28-jährige Skitourengeher tot geborgen, der seit Samstag vermisst wurde. Ein Großaufgebot an Helfern hatte seit dem Vormittag nach ihm gesucht. Der Mann war am Samstag mit drei weiteren Wintersportlern auf einer gesperrten Skiroute verschüttet worden, diese wurden bereits am Sonntag tot geborgen.
In der Steiermark hat das Bundesheer die letzten Schneereste aus dem am Dienstag von einer Lawine schwer beschädigten Hotel in der Ramsau beseitigt. In Eisenerz konnten Evakuierungen aufgehoben werden. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) machte sich indessen für Strafen beim Betreten von Sperrgebieten bzw. für Dienstfreistellungen für Feuerwehrleute stark.
Sonderurlaub für Soldaten
Insgesamt waren in ganz Österreich rund 1700 Soldaten des Bundesheeres bei der Beseitigung der Schneemassen im Einsatz. Sie sollen nach Abschluss der Arbeiten – abhängig von Dauer und Schwere des Einsatzes – Sonderurlaub bekommen, sagte Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) am Mittwoch. Auch Bedienstete des Verteidigungsressorts, die etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr im Katastropheneinsatz waren, bekommen Sonderurlaub.
Das Bundesheer habe vor zwölf Tagen, am 4. Jänner, mit den ersten Erkundungsflügen begonnen, seit dem 6. Jänner ist es mit Luft- und Landkräften im Einsatz. Die Personenstunden belaufen sich auf rund 71.000, und mehr als die Hälfte davon wurde von Grundwehrdienern geleistet. Bis zu 20 Hubschrauber waren gleichzeitig im Einsatz. Auch in den nächsten Tagen werde man noch im Einsatz stehen, Dächer von Schneemassen befreien oder Fernmeldeverbindungen wiederherstellen. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2019)