Viele saudische Frauen teilten das gleiche Schicksal wie die von ihrer Familie geflohene 18-Jährige Rahaf Mohammed Al-Qunun, sagt Human Rights Watch.
Die Flucht der jungen Saudiaraberin Rahaf Mohammed Al-Qunun aus ihrem Heimatland ins Ausland ist nach Ansicht von Menschenrechtlern kein Einzelfall. Jedes Jahr gibt es in Saudiarabien Fluchtversuche von Frauen, berichtete Adam Coogle von der Organisation Human Rights Watch. Wer erwischt werde, müsse zum Teil mit "schrecklichen Folgen" bis hin zum Mord rechnen.
Die gelungene Flucht von Rahaf Mohammed El-Qunun richte nun mehr Aufmerksamkeit auf die Diskriminierung von Frauen in Saudiarabien und könnte die Regierung unter Druck setzen, um weitere wichtige Reformen einzuleiten. Die 18-Jährige hatte sich während eines Besuchs in Kuwait von ihrer Familie abgesetzt. Sie gibt an, misshandelt und mit dem Tod bedroht worden zu sein. Per Twitter-Kampagne konnte sie in Thailand ihre Abschiebung verhindern. Kanada gab ihr schließlich Asyl.
Das Leben der saudiarabischen Frauen werde von "Geburt bis Tod" von ihrem männlichen Vormund kontrolliert, erklärte Coogle weiter. Das Gesetz betrachte sie "permanent als Unmündige", Frauen würden systematisch diskriminiert. "Saudiarabien muss die männliche Vormundschaft in all seinen Formen abschaffen", forderte er.
Frauen dürfen Auto fahren
Frauen in Saudiarabien dürfen etwa nur mit der Zustimmung eines männlichen Vormunds reisen. In dem islamisch-konservativen Königreich gelten für sie auch strenge Kleidungsvorschriften.
Die bisherigen Reformen der saudischen Regierung hält Coogle nicht für ausreichend. Unter Führung von Kronprinz Mohammed bin Salman hatte das Königreich etwa die strikte Trennung von Männern und Frauen in der Öffentlichkeit gelockert. Frauen dürfen in Saudiarabien seit dem vergangenen Jahr auch Auto fahren. Zugleich sitzen aber mehrere Aktivisten in Haft, die sich für mehr Frauenrechte einsetzen. Unter Kronprinz Mohammed bin Salman sei der Raum für freie Meinungsäußerung deutlich kleiner geworden, beklagte Coogle.
(APA/dpa)