Dominic Thiem: Die Fragezeichen nach der Aufgabe

Dominic Thiems Frust über seinen Gesundheitszustand entlud sich gegen Ende des ersten Satzes.
Dominic Thiems Frust über seinen Gesundheitszustand entlud sich gegen Ende des ersten Satzes.(c) REUTERS (KIM KYUNG-HOON)
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Dominic Thiem musste in der zweiten Runde der Australian Open gegen Alexei Popyrin beim Stand von 5:7, 4:6, 0:2 aufgeben. „Es ist irgendetwas im Körper, was da nicht hingehört.“

Melbourne/Wien. Noch während das Zweitrundenspiel von Dominic Thiem bei den Australian Open seinen Lauf nahm, begannen die Spekulationen. Die Vorstellung des Niederösterreichers gegen den australischen Teenager Alexei Popyrin, 19, hatte viele Fragen aufgeworfen. Spätestens mit Beginn des zweiten Satzes wurde deutlich, dass der 25-Jährige mit körperlichen Problemen zu kämpfen hatte. Ein Medical Time-out beim Stand von 5:7, 2:3 machte Thiems Kampf mit sich selbst offensichtlich, er klagte über Schmerzen, bewegte sich schlecht – so war es ihm unmöglich, ein Match zu gewinnen.

Nach 1:44 Stunden und nach einem abermaligen Break zu Beginn des dritten Satzes erklärte der Schützling von Günter Bresnik das Match für beendet, es hatte „keinen Sinn“ mehr. Es sollte Thiems insgesamt sechste Aufgabe auf der Tour sein. 2018 konnte er zwei Mal ein Match nicht zu Ende spielen (3. Runde Indian Wells gegen Pablo Cuevas/Knöchel, 1. Runde Wimbledon gegen Marcos Baghdatis/Rücken), 2016 sogar drei Mal nicht (2. Runde Sydney gegen Gilles Müller/Blasen am Fuß, 2. Runde Toronto gegen Kevin Anderson/Hüfte, Achtelfinale US Open gegen Juan Martín del Potro/Knie). Die Aufgabe in Australien rundet den völlig misslungenen Saisonstart des Lichtenwörthers ab. Nach drei Niederlagen beim Einladungsturnier in Abu Dhabi und dem Auftakt-Aus in Doha gelang Thiem auch in Melbourne nicht der erhoffte Turnaround.

Schmerzen

In der Vorwoche hatte der Weltranglistenachte noch mit einer leichten Verkühlung zu kämpfen, beim Fünfsatzsieg gegen den Franzosen Benoît Paire aber schien Thiem einen guten körperlichen Eindruck zu hinterlassen. „Es war auch gestern eigentlich noch in Ordnung, aber heute Morgen hat mir der ganze Körper wehgetan. Ich habe mich generell nicht gut gefühlt“, erklärte der Niederösterreicher auf der Pressekonferenz, der ob der Wichtigkeit eines Spiels auf Grand-Slam-Ebene dennoch nichts unversucht lassen wollte. „Ich habe geglaubt, dass ich trotzdem ein gutes Match spielen kann, dann ist es aber schlechter statt besser geworden.“ Welchen Grund der plötzliche Erschöpfungszustand hat, ob es sich womöglich um ein Virus handelt, möchte Thiem nun schnellstmöglich in Österreich abklären lassen. Der Rückflug nach Wien ist für Freitag avisiert.

Für den ÖTV-Star steht fest: „Es ist definitiv irgendetwas im Körper, was da nicht hingehört.“ Erst nach Vorliegen der Ergebnisse beziehungsweise der Bluttests kann der Rechtshänder Aufschluss darüber geben, ob sein Antreten beim Daviscup-Duell gegen Chile (1./2. Februar) in Salzburg in Gefahr ist. Nach dem Länderkampf hat Thiem für die Sandplatzturniere in Cordoba, Buenos Aires und Rio genannt, ehe die ATP-1000-Events in Indian Wells und Miami auf dem Programm stehen.

Thiem musste sich in Melbourne erstmals seit 2016 noch in der ersten Turnierwoche verabschieden. In den beiden Jahren zuvor hatte er jeweils das Achtelfinale erreicht, damit fallen dem Weltranglistenachten 135 Punkte aus der Wertung. Unter unglücklichen Umständen könnte er nach den Australian Open auch seinen Platz in den Top Ten verlieren, Thiem gehört seit Juni 2016 ununterbrochen diesem elitären Kreis an.

Zverev beweist Ausdauer

Einen ersten Härtetest bestand Deutschlands Hoffnung Alexander Zverev. Der 21-Jährige rang Jeremy Chardy in fünf Sätzen nieder und spielt nun um sein erstes Melbourne-Achtelfinale. Gegner ist am Samstag der Australier Alex Bolt, Nummer 155 der Rangliste.

Australien Open 2. Runde

Herren: Djoković (SRB/1) – Tsonga (FRA/WC) 6:3, 7:5, 6:4. Zverev (GER/4) – Chardy (FRA) 7:6, 6:4, 5:7, 6:7, 6:1. Nishikori (JPN/8) – Karlović (CRO) 6:3, 7:6, 5:7, 5:7, 7:6. ?orić (CRO/11) – Fucsovics (HUN) 6:4, 6:3, 6:4. Fognini (ITA/12) – Mayer (ARG) 7:6, 6:3, 7:6. Raonic (CAN/16) – Wawrinka (SUI) 6:7, 7:6, 7:6, 7:6.

Damen: Halep (ROU/1) – Kenin (USA) 6:3, 6:7, 6:4. Osaka (JPN/4) – Zidanšek (SLO) 6:2, 6:4. Serena Williams (USA/16) – Bouchard (CAN) 6:2, 6:2. Venus Williams (USA) – Cornet (FRA) 6:3, 4:6, 6:0.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2019)

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