Hofreitschule: Sonja Klima ortet eine Intrige

Früher zu Gast bei der Fˆete imperiale, jetzt Herrin der Lipizzaner: Sonja Klima.
Früher zu Gast bei der Fˆete imperiale, jetzt Herrin der Lipizzaner: Sonja Klima.APA/HERBERT NEUBAUER
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Mit der Übernahme durch Sonja Klima könnte das Ende der Ära Gürtler in der Spanischen Hofreitschule endgültig besiegelt sein. Aus Protest gegen Klimas Bestellung gibt es einen nächsten Rücktritt.

Wien. Warum hat der am besten bewertete Kandidat den Posten nicht bekommen? Und was ist da politisch im Vorfeld gelaufen?
Die Fragen begleiten als dumpfer Trommelwirbel die Bestellung von Sonja Klima zur Chefin der Spanischen Hofreitschule.

Klima selbst sagte am Freitagabend zur „Presse“: „Es ist unglaublich, dass die Unterlagen des Bewerbungsverfahrens an die Öffentlichkeit gelangt sind. All das ist eine Intrige. Es ist Zeit für einen Neuanfang in der Hofreitschule.“

Der Beirat war zuvor empört zurückgetreten. Es sei „übelster Postenschacher“, dass Klima dem Bestgereihten, Herwig Radnetter (Bereiter und seit 2012 administrativer Leiter der Reitbahn) vorgezogen werde.

Auch Ex-ÖVP-Minister und Unternehmer Martin Bartenstein reicht es: „Im Hinblick auf die jüngsten Vorgänge kann ich die Entscheidung nicht mittragen“, erklärte er in der „Kleinen Zeitung“ und trat als Aufsichtsratsmitglied zurück. Die zuständige Ministerin, Elisabeth Köstinger, beeindruckt all das nicht, sie ist fachlich mit der „guten Entscheidung“ zufrieden. Zu Recht?

Weniger Vorführungen

Nun, das kommt auch in den eingeweihten Zirkeln darauf an, wen man fragt. Wenngleich man sich recht einig ist, dass erstens für Klima – wiewohl Exfrau von Kanzler Viktor Klima (SPÖ) – von Türkis-Blau lobbyiert worden sein muss. Und dass es zweitens Bewerber mit wesentlich mehr Fachwissen gab: Klima ist zwar Reiterin, leitete den Trabrennverein in Baden und versucht sich in der Pferdezucht. Aber qualifiziert das zwingend zur Bewahrung der „Hohen Schule“?
Allerdings – und an diesem Punkt spalten sich die Lager – kommt Klima vermutlich nicht allein. Sie hat sich Unterstützung geholt: Johann Riegler. Riegler war lang Oberbereiter der Hofreitschule. Er soll unter Klima die Leitung der Reitbahn (die jetzt Radnetter ausübt) übernehmen, wie er der „Presse“ bestätigte.

Klima habe ihn vor einigen Tagen, also vor der Entscheidung, kontaktiert und man sei „in Gesprächen“. Manche hoffen nun: Während Klima, die als Charity-Managerin (Präsidentin der Ronald-McDonald-Kinderhilfe) Erfahrung hat, das „Gesicht nach außen“ wäre, würde nach innen Johann Riegler, der als Leiter der Reitbahn für die Ausbildung von Pferd und Reiter zuständig ist, die Zügel in die Hand nehmen. Wohin die Reise geht, sagt er klar: „Man muss versuchen, die Schule dorthin zu bringen, wo sie vor der Ära Gürtler war.“

Das heiße für ihn mehr Qualität und weniger Vorführungen. „Derzeit scheinen Pferde und Reiter überfordert.“ Mit Riegler im Gepäck würden sich die langjährigen Gürtler-Kritiker mit Klima „abfinden“. Ihnen gilt Radnetter nämlich als „Gürtler-Kandidat“, der deren Kurs fortsetzen werde.

Im kleinen Kreis habe Gürtler sich für ihn ausgesprochen, heißt es. Auch seine fachlichen Kompetenzen sehen nicht alle als herausragend: Klaus Krzich, einst im Streit mit Gürtler geschiedener Erster Oberbereiter, sagt, Radnetter sei rhetorisch gut, aber als Reiter „nur Mittelmaß“ und er habe „keine Führungsqualitäten“.

 

LEXIKON

Die Hofreitschule samt Bundesgestüt Piber wurde 2001 aus dem Bundesbudget ausgegliedert. Sonja Klima soll die Geschäfte mit Erwin Klissenbauer (kaufmännischer GF) führen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2019)


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