Branche im Aufwind

Die Komponenten eines Flugzeugs werden in den einschlägigen FH-Studien praxisnah präsentiert.
Die Komponenten eines Flugzeugs werden in den einschlägigen FH-Studien praxisnah präsentiert.Stefan Leitner/FH Joanneum
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Mit Stiftungsprofessuren, Schwerpunkten und einem geplanten Masterstudiengang sollen Österreichs Aeronautik-Ausbildungen international noch sichtbarer werden.

Sie heißen Schiebel, Dynamond Aircraft, FACC oder Pankl Aerospace und sind rot-weiß-rote Leuchttürme in der internationalen Luftfahrtindustrie. Rund 225 heimische Unternehmen sind in dieser Branche tätig. „Die Kompetenz der Unternehmen ist international unumstritten“, bestätigt Michael Weigand, Professor an der TU Wien. Er leitet die Arbeitsgruppe Luftfahrt, zu der sich bereits im Jahr 2010 mehrere Institute der TU Wien zusammengschlossen haben, mit dem Ziel, nach außen gemeinsam als kompetenter Ansprechpartner für die Luftfahrtindustrie aufzutreten. Jetzt werden die im Bereich Luft- und Raumfahrt bestehenden, bisher punktuellen Lehr- und Forschungsaktivitäten in Bereichen wie Getriebe- und Faserverbundtechnik, Werkstoffkunde oder Fahrwerksdynamik noch enger verknüpft und ergänzt. „Im Laufe dieses Jahres wollen wir einen eigenen Masterstudiengang im Bereich Luftfahrt anbieten. Das ist eine der Aufgaben der neuen Stiftungsprofessur für Systemtechnik von Luftfahrzeugen“, sagt Weigand, der eine steigende Nachfrage nach entsprechenden Aus- und Weiterbildungen registriert.

Hand an Fluggerät anlegen

Groß ist auch das Interesse am englischsprachigen Masterstudiengang Aerospace Engineering an der FH Wiener Neustadt. „Wir haben pro Jahr 120 bis 150 Bewerber, 25 davon werden genommen“, erzählt Studiengangsleiter Carsten Scharlemann. Neben Leichtbau, Materialtechnologie, Flugzeugdesign und Antriebstechnik stehen unter anderem die Entwicklung und der Aufbau von Satelliten auf dem Studienplan. „Wir bieten als Besonderheit viel Hands-on an“, sagt Scharlemann. Sichtbares Zeichen derselben war etwa der von Studierenden und Lehrenden des Masterstudiengangs Aerospace Engineering entwickelte Nanosatellit Pegasus, der im Vorjahr ins Weltall geschossen wurde. Auch die Mitarbeit in der hauseigenen Forschungsfirma ist im Rahmen von Masterarbeiten oder Internships möglich. Stolz ist Scharlemann darauf, dass rund 15 bis 20 Prozent der Absolventen noch ein Doktoratsstudium anschließen. „Dafür kooperieren wir beispielsweise mit der TU Dresden oder der Montanuniversität“, sagt der Studiengangsleiter. Erste Eindrücke zum Thema Luft- und Raumfahrt kann man an der FH Wiener Neustadt übrigens schon während des Bachelorstudiums Mechatronik gewinnen, das dafür Spezialisierungsmöglichkeiten bietet.

Technik und Management

Sowohl ein Bachelor- als auch ein Masterstudium Luftfahrt/Aviation gibt es an der FH Joanneum in Graz. So liegen bei Ersterem die Schwerpunkte unter anderem auf der Anwendung aeronautischen Wissens, der Simulation von Flugzeugbauteilen, der Optimierung der Aerodynamik und dem Projektmanagement. Ab dem fünften Semester kann zwischen den Vertiefungen Luftfahrttechnik oder Luftfahrtlizenzen gewählt werden. Der Fokus des Masterstudiums wiederum liegt unter anderem auf Flugzeugbau, Flugzeugsystemen sowie dem Aviation-Management.

Praktikern bietet das Institut, an dem auch die angewandte Forschung nicht zu kurz kommt, den viersemestrigen berufsbegleitenden Masterlehrgang Luftverkehrsmanagement: Neben Management und Flugzeugführung steht auch Luftfahrtrecht auf dem Programm. Spezialisieren können sich die Studierenden beispielsweise in den Bereichen Traffic Management, Airline-Strategie und Flottenmanagement oder Flughafendesign und Flugsicherheit. Dem Thema Luftfahrtmanagement widmet sich auch die Donau-Universität Krems: sie bietet Praktikern das zweisemestrige Certified Aviation Management Program sowie den viersemestrigen Professional MBA Aviation Management an.

Noch höher hinaus

Wer der Faszination Weltraum erlegen ist, für den ist das Masterstudium Space Sciences and Earth from Space richtig, das von der TU Graz gemeinsam mit der Karl-Franzens-Universität Graz, dem Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Joanneum Research angeboten wird. Der Schwerpunkt liegt auf Weltraumwissenschaften und -technologien. Drei Semester dauert der ebenfalls an der TU Graz laufende berufsbegleitende Universitätslehrgang SpaceTech. Ziel des englischsprachigen Lehrgangs ist die Ausbildung von Experten für Space Systems and Business Engineering.

Auch die Forschung für die Luftfahrtindustrie will die TU Graz forcieren. Dazu wurde eine Stiftungsprofessur für Luftfahrtforschung mit Fokus auf Werkstoffentwicklung und Fertigung eingerichtet.

INFORMATION

Luftfahrtindustrie.

Die Luftfahrt boomt. Der Internationale Luftverkehrsverband IATA geht davon aus, dass die Zahl der Fluggäste bis 2035 von derzeit jährlich vier Milliarden bis 2035 auf 7,2 Milliarden pro Jahr steigt.

Der Flugzeughersteller Boeing rechnet damit, dass bis zum Jahr 2034 zwischen 32.500 und 38.000 neue Flugzeuge benötigt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2019)

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