Weltberühmt im Aufräumen

Marie Kondo hilft beim Aufräumen.
Marie Kondo hilft beim Aufräumen.imago/ZUMA Press
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Grob kann man die Menschen in zwei Kategorien einteilen: Die Wegschmeißer und die Aufheber.

Jetzt waren Sie noch nie bei uns zu Hause, ein schneller Blick in unseren Keller würde Sie aber überzeugen, dass wir eine Art Best Practice für Kategorie zwei sind. Wieso ich davon anfange? Weil mir Netflix eine neue Serie namens „Aufräumen mit Marie Kondo“ vorgeschlagen hat. Darin hilft Kondo Menschen beim, nun, Aufräumen. Jetzt würde ich naiv vorschlagen, dass man dafür seine Sachen durchschaut und überlegt, was man braucht (aufheben) und was nicht (wegschmeißen).

Über so eine simple Methode kann man aber natürlich weder einen Bestseller schreiben noch eine Serie produzieren. Daher hat Kondo das Aufräumen in Kategorien (Küche und so) eingeteilt und mit ein wenig Eso-Touch versehen. In Folge eins besucht sie eine US-Familie, bei einer langwierigen gemeinsamen Meditation informiert Kendo das Haus auf Japanisch darüber, dass es nun aufgeräumt wird. Dabei schlafen immerhin die Kinder ein, was das Ausmisten maßgeblich erleichtert. Dann muss die Mutter bei jedem Kleidungsstück entscheiden, ob es bei ihr Glück auslöst oder nicht. Wenn nicht, wird dem Shirt für seine Dienste gedankt, dann wird es entsorgt. Das viele Danken kostet Zeit, weshalb die Familie 28 (!) Tage später immer noch nicht fertig ist.

Wie das Ausmisten bei den Kindern lief, wird kaum gezeigt. Aus gutem Grund, vermutlich. Weil: Fragen Sie einmal einen Vierjährigen, ob sein Stofftier Glück auslöst oder ob man es dankend in einen Müllsack tun soll. Da braucht man das Kinderzimmer vorher gar nicht auf Japanisch anzureden, so aussichtslos ist das. (Ausmisten im Kinderzimmer ist erfahrungsgemäß nur möglich, wenn das Kind und seine Glücksgefühle nicht anwesend sind.) Natürlich könnte man, statt anderen acht Folgen à 40 Minuten beim Ausmisten zuzuschauen, selbst das eine oder andere Zimmer sauber machen. Einerseits. Andererseits braucht man nicht jedes Lifestyle-Phänomen gleich mitzumachen. Auf jeden Trend folgt bekanntlich eine Gegenbewegung: „Das Glück in der Unordnung finden“. Oder so. Wird ein Bestseller, bestimmt.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2019)

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