Von wegen Zeitverschwendung: Computerspieler füllen mit ihren Turnieren Stadien und verdienen Millionen. Eine Reise von Korea, der Wiege des Hypes rund um E-Sports, bis nach Österreich, wo etablierte Konzerne nachziehen und Gamer als neue Zielgruppe entdecken.
So sieht kein echter Star aus. In sich gekehrt steht der 22-Jährige Lee Sang-heyok alias Faker vor den Bildschirmen und wartet auf seinen Einsatz. Und doch: „Was bei euch Messi oder Ronaldo ist, ist für uns Faker“, sagt der Südkoreaner Kang Byoung-ho zur „Presse am Sonntag“. Wie Messi scheffelt auch Faker jedes Jahr Millionen und füllt Stadien mit seinen Fans. Erreicht hat das der junge Mann, der ein wenig aussieht wie Harry Potter in Trainingsjacke, nicht auf dem Fußballplatz, sondern an der Computertastatur. Faker ist professioneller Gamer – und einer der besten im Milliardengeschäft, das langsam auch Europa und Österreich erreicht.
Eine Karriere wie seine war bisher nur in Korea möglich. Das 50-Millionen-Einwohner-Land gilt als Wiege des E-Sports. Jeder Zweite spielt selbst, Millionen verfolgen die Turniere im TV, Schulen bauen Hallen, in denen die Schüler nach dem Unterricht trainieren können. Jüngster Höhepunkt des Hypes war die Weltmeisterschaft in „League of Legends“ („LoL“) in Korea. 50.000 Zuseher drängten sich für das Finale ins Incheon-Munhak-Stadion. Für Laien ist schwer zu verstehen, was überhaupt passiert.
„LoL“ ist eine komplexe Mischung aus Rollenspiel, Strategie und Shooter. Anfänger scheitern oft schon daran, die beiden Teams auf der Vidiwall immer auseinanderzuhalten. Nur eines ist klar: Faker ist der unumstrittene Liebling der Massen in Korea. Sie haben es ihrem Star sogar verziehen, dass erstmals seit 2011 kein koreanisches Team im Finale stand. Gewonnen hat das chinesische Team Invictus Gaming gegen Fnatic aus Europa.