Hallo, hier spricht der Präsident

Stellen Sie sich vor, der Präsident ist am Handy und wünscht, Sie zu sprechen – ja, ausgerechnet Sie. Warum auch immer.

Würde Ihnen die Aufregung die Zunge lähmen, oder würden Sie frisch drauf losplappern und das ansprechen, was Sie schon immer sagen wollten? Eine einmalige Chance, Ihre Stimme außerhalb der Wahlzelle ganz direkt geltend zu machen.

Selbiges widerfuhr Dan Balz, dem Chefreporter der „Washington Post“, als er zusammen mit einem Kollegen in einer Pariser Brasserie saß und über die Kalamitäten der US-Politik plauderte. Da drehte sich ein Tischnachbar zu ihm, hielt ihm sein Handy entgegen und fragte: „Wollen Sie den Präsidenten sprechen?“ Balz dachte erst an einen Witz, überlegte, ob Emmanuel Macron gemeint ist – oder womöglich sogar Donald Trump. Wie sich herausstellte, war es tatsächlich der US-Präsident, der am Freitagabend in Paris anrief, um zunächst einen TV-Wirtschaftsjournalisten zu vertrösten.

Also kamen Trump und Balz ins Gespräch, bis sich der Mann der „Washington Post“ zu erkennen gab. Plötzlich verstummte es im Weißen Haus. Ein „Volksfeind“ am Apparat? Rasch war die Unterredung zu Ende. Uns aber brennt eine Frage auf den Lippen? Wie viel Muße hat ein Präsident, während einer Regierungskrise aus Jux und Tollerei in der Welt herumzutelefonieren? (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2019)

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