Treichl: "Unternehmen werden in Österreich grundsätzlich als Ausbeuter angesehen"

Die Presse
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"Ist es gut, wenn wir immer größer werden?", diese und andere Grundsatzfragen stellt sich Erste-Bank-Chef Andreas Treichl. Eines steht für ihn fest: Die Erste Bank habe in der Zukunft keine Existenzberechtigung, wenn sie ihren Kunden nicht zu Wohlstand verhilft.

Die erste Sparkasse wurde vor 200 Jahren als Präventiveinrichtung gegen die Verarmung der Bevölkerung und Instrument der Vermögensbildung der erwerbstätigen Bevölkerung gegründet. Was ist von diesem Unternehmenszweck heute noch übrig?

Andreas Treichl: Mit dieser Frage beschäftige ich mich sehr intensiv. Wenn wir wollen, dass die Bank auch noch in 200 Jahren existiert, müssen wir unserem Zweck, Menschen zu Wohlstand zu verhelfen, weiterhin und noch viel stärker folgen. Aber das stellt unsere Organisation vor ganz grundsätzliche Fragen wie: Ist es dann überhaupt gut, wenn wir immer größer werden? Hängt die Beziehung zu unseren Kunden nicht vielmehr davon ab, dass wir ihnen wieder näher sind? Ist kleinteilig nicht besser als riesengroß?

Ihre Antworten?

Die habe ich noch nicht. Das ist nicht so einfach. Bei einem sind wir uns jedoch alle einig: Dass wir bei unserer Arbeit extrem konsequent sein müssen. Wir müssen sogar in Kauf nehmen, dass wir bei der Verfolgung unserer Zielsetzung weniger verdienen könnten als Banken, die mit diesem Prinzip lockerer umgehen. Uns kann es nicht darum gehen, dem Kunden um jeden Preis immer noch etwas zu verkaufen, selbst wenn er den fünften Bausparvertrag gar nicht mehr braucht. Aber das heißt, dass wir im Endeffekt auf Geschäft verzichten, wenn wir unserem Ziel treu bleiben wollen.

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