Zell am See in der Hauptsaison ist für Einheimische – aber auch Gäste – beinahe unerträglich geworden. Menschenmassen wohin man schaut. Kaum ein Tourismusort wurde von ausländischen Investoren so verändert.
Zu Weihnachten oder in den Semesterferien: Ein Urlaub in Zell am See gleicht immer mehr einer Reise in die 1980er-Jahre. Als sich unten beim Einser-Sessellift der Areitbahn, bei den Gondelbahnen rauf zur Schmittenhöhe oder zur Sonnalm die Massen anstellten und stundenlange Wartezeiten zu einem zünftigen Skiurlaub genauso dazugehörten wie die Staus am deutschen Eck. Die Staus sind geblieben – trotz Binnenmarkt. Und auch der Andrang an den Liftstationen – trotz modernster Gondelbahnen. „Overtourism“ lautet der Fachbegriff.
Auch in der an sich romantischen Altstadt samt Fußgängerzone und auf der Seepromenade herrscht dichter Kolonnenverkehr. Tischreservierungen gibt es im Zweistundentakt. „Um sechs oder um acht Uhr abends?“, lautet die Frage. Egal ob beim gutbürgerlichen Steiner Wirt oder im urigen Kupferkessel. „Wir sind im Winter voll ausgelastet, eigentlich sind wir an der Kapazitätsgrenze“, sagt selbst Bürgermeister Peter Padourek im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“.
Zell am See hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark verändert. Ob zum Guten oder Schlechten, sorgt unter Einheimischen genauso für Diskussion wie unter vielen Gästen.
Andere Urlaubsorte wären froh, wenn sie von Touristen regelrecht überrannt würden. In Zell am See und Umgebung ist der Hype vor allem auf Tausende Appartements zurückzuführen, die hier in Windeseile aus dem Boden gestampft wurden.