Holländer on Ice

Mit der 11-Städte-Tour ist der See Ende Jänner fest in holländischer Hand.

Am Weissensee trägt man dieser Tage Orange, an den Füßen Kufen, und die Umgangssprache, die ist Holländisch. Zwei Wochen lang herrscht in der ganzen Region Ausnahmezustand, die Quartiere um den See sind ausgebucht – und das teilweise über Jahre im Voraus. Denn derzeit, noch bis 2. Februar, findet am Weissensee die größte Eissportveranstaltung der Welt statt. Mehr als 6000 holländische Gäste kommen in dieser Zeit an den See, rund 3000 davon nehmen auch an den Rennen der 11-Städte-Tour teil. Der absolute Höhepunkt ist das 200-Kilometer-Rennen der Profis, die dabei mit mehr als 60 km/h über das Eis skaten.

Elf Städte? Die gibt es rund um den Kärntner See freilich nicht, genau genommen ist es auch die alternative 11-Städte-Tour. 1909 fand die erste 11-Städte-Tour auf zugefrorenen Kanälen in Friesland statt, die 200 Kilometer lange Königsdisziplin führte die Teilnehmer also durch elf Städte.

Mangels kalter Winter konnte der Klassiker nur 15 Mal am Originalschauplatz durchgeführt werden. Weil in den Niederlanden die Eissituation klimabedingt höchst unbeständig geworden ist, werden die Bewerbe nun nach wechselnden Austragungsorten seit 1989 am Weißensee ausgetragen.

Schuld ist James Bond. Dass es ausgerechnet der Kärntner See geworden ist, daran ist auch James Bond Schuld: Ursprünglich wurden die Organisatoren aus den Niederlanden durch den Film „Der Hauch des Todes“ auf das Eis am Weissensee aufmerksam. Nachdem Timothy Dalton hier, in den 1980er-Jahren, spektakuläre Actionszenen gedreht hatte, kamen die Niederländer auf die Idee – und schon wenige Jahre später fand das erste Rennen statt. Hier sind die Bedingungen und vor allem das Eis stabil – und die gesamte Region nun Ende Jänner traditionell in holländischer Hand. Die Touristiker verzeichnen in den 14 Tagen der Bewerbe rund 40.000 holländische Nächtigungen, die Wertschöpfung wird mit vier Millionen Euro angegeben.

Mittlerweile ist dieses Eisspektakel in den Niederlanden eine fixe Größe wie Kitzbühel bei den Skifahrern: Mit einem riesigen Medienandrang, Partys, Weltrekorden, die hier aufgestellt werden (5 Stunden, 11 Minuten für die 200 Kilometer, aufgestellt im Jahr 2000). So schnell muss es nicht sein: Insgesamt stehen zehn Bewerbe auf dem Programm der Tour, auch Volksläufe, an denen Tausende Hobbysportler teilnehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2019)

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