Super-G als Ausklang statt Aufwärmen am Hahnenkamm

Otmar Striedinger
Otmar Striedinger(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Walgram)
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Otmar Striedinger möchte in Kitzbühel seine Form bestätigen, die Arrivierten sich für die Abfahrt versöhnen.

Kitzbühel. Der Super-G bildet in diesem Jahr nicht den traditionellen Auftakt, sondern am Sonntag (13.30 Uhr, live ORF eins) den Abschluss des Hahnenkamm-Wochenendes in Kitzbühel. In der Abfahrt hat Otmar Striedinger als Dritter die rot-weiß-rote Fahne hoch gehalten und beste Eigenwerbung betrieben. ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher ist überzeugt, dass „wir mit Otmar noch eine große Freude haben werden.“

Striedinger, 27, war mangels Resultaten in den vergangenen Jahren vom National- bis in den B-Kader gerutscht, nach dem Skiwechsel zu Salomon befindet er sich nun wieder im Aufwind. Im Super-G möchte der Kärntner sein Interesse an einem WM-Ticket untermauern, in dieser Disziplin war ihm 2013 in Beaver Creek als Zweiter sein erster Podestplatz gelungen.

Zimmerkollege Daniel Danklmaier beschließt am Sonntag sein Kitzbühel-Intensivprogramm: Inklusive Europacup und Training wird er mit dem Super-G siebenmal in neun Tagen an den Start gegangen sein. Die arrivierten Kräfte Hannes Reichelt, Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr trachten nach einem versöhnlichen Abschluss. Insbesondere Kriechmayr hatte bei seiner Abfahrt „drei Schutzengerl und nicht nur einen“ (Puelacher) gehabt. „Ich war die Spur zu viel am Limit“, übte der 27-Jährige Selbstkritik, wusste aber um sein Glück: „Es sind hier schon viele schlimme Sachen passiert, ich bin gesund herunten.“ Nun wolle er im Super-G zeigen, was er drauf habe.

Schnell wie eine Abfahrt. Der Super-G erlebte 1995 seine Premiere in Kitzbühel (Sieger: Günther Mader), damals wie heute steht die zweitschnellste Disziplin im Weltcup im Schatten des Abfahrtsklassikers. Kürzer und drehender als die Abfahrt, aber schneller und weiter gesteckt als ein Riesentorlauf, so lautet die Herausforderung an die Speedfahrer – und dieser müssen sie sich ohne Trainingslauf nur mithilfe einer Besichtigung stellen. Offiziell als „Streifalm“-Strecke tituliert, startet der Super-G seit 2011 beim Speicherteich der Seidlalm auf 1345 Metern und erreicht damit erst unterhalb von Mausefalle und Steilhang die Original-Streif. Die maximale Neigung erreicht 69 Prozent (Abfahrt 85%), der Lauf ist um gut einen Kilometer kürzer. Mit Bormio zählt der Super-G in Kitzbühel zu den anspruchsvollsten des Winters.

Für Reichelt ist insbesondere die Schrägfahrt in der Traverse oftmals schwieriger als in der Spezialabfahrt. Zudem ist der Routinier grundsätzlich überzeugt, „dass der Super-G hier wenig Super-G, sondern mehr Abfahrt ist“. Das spiegelte sich vor zwei Jahren eindrucksvoll in der Geschwindigkeitsmessung wider, als im Zielhang mit 140 km/h das Tempo der Abfahrt übertroffen wurde. Technikspezialist Marcel Hirscher, der damals seinen vierten und voraussichtlich letzten Super-G in Kitzbühel bestritt, schimpfte danach: „Ich weiß nicht, ob das nicht eine Themenverfehlung ist.“ Generell dürfte die schnelle Kurssetzung den Österreichern allerdings liegen, in den vergangenen zehn Jahren (mit einer Absage 2012) fuhr im Super-G stets zumindest ein ÖSV-Läufer auf das Podest. Im Vorjahr gelang dies Matthias Mayer als Dritter, der Olympiasieger war 2017 neben Klaus Kröll (2009) für einen der beiden Siege in diesem Zeitraum verantwortlich. Den Rekord hält Hermann Maier mit fünf Super-G-Erfolgen.

Genau wie Abfahrts- und Slalom-Sieger werden in Kitzbühel auch die Super-G-Gewinner namentlich auf einer Gondel der Hahnenkammbahn verewigt, beim Preisgeld müssen sie sich sich jedoch mit 55.500 Euro gegenüber 74.000 Euro begnügen. Auch die berühmte Gams-Trophäe erhalten die Sieger, obgleich ebenso golden verfügt sie letztlich nicht über die Strahlkraft von jener für die Abfahrt.

Maiers Wohnzimmer

Hermann Maier gewann den Super-G in Kitzbühel insgesamt fünfmal und hält damit den Rekord. Besonders emotional war der Triumph 2003, sein erster Weltcupsieg nach der schweren Beinverletzung durch den Motorradunfall.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2019)

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