OMV-Chef Seele sieht „Zeit der Ernte“ gekommen

OMV-Chef Rainer Seele.
OMV-Chef Rainer Seele.(c) Bloomberg (Lisi Niesner)
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Mit der Milliardeninvestition in eine arabische Raffinerie werde das teilstaatliche Unternehmen auch im Nahen Osten ein „integrierter Energiekonzern“, sagt Seele. In nächster Zeit werde es nun keine weiteren Käufe geben.

Wien. Vor knapp einem Jahr hat OMV-Chef Rainer Seele in London eine neue Wachstumsstrategie für den teilstaatlichen Energiekonzern ausgegeben. Mit einem maximalen Investment von zehn Mrd. Euro sollen bis zum Jahr 2025 sowohl Förderung als auch Raffineriekapazitäten beinahe verdoppelt werden. Ein Jahr später ist dieses Ziel schon in großen Teilen erfüllt. „Der Großteil unserer Strategie ist umgesetzt. Wir brauchen keine weiteren Investitionen, um unsere Ziele zu erreichen“, so Seele am Montag in einem Conference Call.

Der Grund für den Austausch mit Analysten war der jüngste Zukauf der OMV. Wie berichtet erwirbt das Unternehmen für 2,5 Mrd. Dollar (2,2 Mrd. Euro) 15 Prozent des Raffineriegeschäfts seines Kernaktionärs, der nationalen Ölgesellschaft Abu Dhabis Adnoc. Mit einer täglichen Verarbeitungskapazität von 922.000 Fass Öl pro Tag sei die auf zwei Anlagen aufgeteilte Ruwais-Raffinerie die viertgrößte Anlage der Welt, so Seele. Zum Vergleich: In der Raffinerie Schwechat werden pro Tag rund 192.000 Fass Öl verarbeitet.

Von Öl bis Kunststoff

„Wir folgen in Abu Dhabi damit unserem integrierten Modell aus Europa – allerdings an der Türschwelle der aufstrebenden Märkte Asiens“, so Seele weiter. Soll heißen: Die OMV ist in dem arabischen Land künftig über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg aktiv. Der Einstieg in die beiden Ölfelder Sarb und Umm Lulu mit je 20 Prozent für 1,2 Mrd. Euro erfolgte im April 2018. Die 14,4-Prozent-Beteiligung am Petrochemie-Joint-Venture Borouge besteht über die Tochter Borealis bereits seit einigen Jahren.

Mit dem jetzigen Raffineriedeal gibt es nun auch das Bindeglied zwischen der Förderung von Öl und der Verarbeitung zu Kunststoff. Darüber hinaus beteiligt sich die OMV auch zu 15 Prozent an einer neuen Handelsgesellschaft, die ihre Aktivitäten 2020 starten soll. Schon heute werden 70 Prozent der Produktion aus Abu Dhabi „in Wachstumsmärkte Asiens“ exportiert, sagt Seele.

Zusammen mit den Investitionen in Russland hat die OMV von dem maximalen Budget von zehn Mrd. Euro somit rund 60 Prozent verbraucht. „Kurzfristig wollen wir keine weiteren Teile des Budgets nutzen.“ Zuerst einmal sollen die Assets, die gekauft worden sind, in das Unternehmen integriert werden. „Bei der OMV ist nun die Zeit der Ernte gekommen“, so Seele. Allerdings sei das ursprüngliche Budget bis zum Jahr 2025 geplant gewesen. Und in dieser Zeitspanne gebe es noch „Raum“ für neue Ziele. Dass die OMV vorerst einmal ein wenig auf die Bremse steigt, dürfte auch mit der nun ansteigenden Verschuldung zusammenhängen. Diese wird vom Vorjahresniveau von rund 15 Prozent (Gearing) „in dem einen oder anderen Quartal“ auch über den angepeilten Maximalwert von 30 Prozent steigen. Mittelfristig sollen die Investitionen aber vor allem durch den nach wie vor starken Cashflow abbezahlt werden.

Sofort Gewinne für OMV

Die jetzigen Investitionen sollen – anders als etwa das erst zu entwickelnde Gasfeld im russischen Urengoi – auch sofort Gewinne abwerfen. „Das Geld von dort wird in unsere Taschen in Wien fließen“, so Raffinerievorstand Manfred Leitner. Die Aktie gab am Montag trotzdem um zwei Prozent nach. Daran könnten aber auch Nachrichten über vermehrte Bohraktivitäten in den USA schuld sein. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2019)

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