Der deutsch-israelische Psychologe und Buchautor Ahmad Mansour spricht über die Frauenmordserie in Österreich, Aufklärung auf Augenhöhe und das „Zelebrieren von Unterschieden“, anstatt Regeln festzulegen.
Seit Jahresbeginn wurden in Österreich sechs Frauen getötet. Bei einem Fall wird der Täter noch gesucht. Vier der fünf anderen Täter hatten einen Migrationshintergrund. Ein Zufall?
Ahmad Mansour: Nein, absolut nicht. Viele Männer aus patriarchal geprägten Strukturen haben Angst, die Kontrolle und Macht über Frauen zu verlieren. Und im Extremfall kommt es eben zu solchen Morden. Diese Männer sind überfordert damit, wie Frauen mit ihrer Sexualität umgehen und auf ihre Rechte pochen – und wie dadurch ihre patriarchalen Strukturen zu bröckeln beginnen. Mich überrascht also überhaupt nicht, dass vier der fünf Täter Migranten sind. Mich überrascht aber, dass wir überrascht reagieren und nichts unternehmen, damit es nicht erneut passiert.
Was müssten wir unternehmen?
Viele Männer kommen mit der Emanzipation der Frauen einfach nicht klar. Diese Feststellung müssen wir wagen, ohne zu verharmlosen, ohne zu relativieren und ohne Angst zu haben, den Rechten in die Hände zu spielen. Sonst überlassen wir den Rechten das Feld, erreichen diese Männer nicht und können zukünftige Opfer nicht schützen.