Hinteregger in Augsburg nicht mehr erwünscht

Martin Hinteregger konnte nicht mehr hinsehen. Seine öffentliche Kritik am Trainer kostete den ÖFB-Legionär in Augsburg nun den Job.
Martin Hinteregger konnte nicht mehr hinsehen. Seine öffentliche Kritik am Trainer kostete den ÖFB-Legionär in Augsburg nun den Job.(c) imago/Michael Weber
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Der abstiegsgefährdete FC Augsburg sortiert ÖFB-Legionär Martin Hinteregger, 26, nach dessen deutlicher Kritik an Trainer Baum aus. Der Verteidiger "darf sich einen neuen Klub suchen".

Augsburg. Es herrscht Unruhe beim FC Augsburg. Seit zehn Ligapartien ist der Verein bereits sieglos und liegt nach 19 Runden der deutschen Bundesliga mit nur 15 Punkten auf dem 15. Tabellenrang. Nur noch ein Punkt trennt den FCA vom Relegationsplatz; in so einer Situation wären Zusammenhalt und der Einsatz wichtiger Spieler nur von Vorteil. Doch in Augsburg geht man andere Wege. Nach der Freistellung des Brasilianers Caiuby, der in Eigenregie den Heimaturlaub verlängert hatte, folgte am Dienstag die eigentliche Überraschung. Augsburg stellte ÖFB-Teamspieler Martin Hinteregger, Fixstarter und womöglich finaler Rückhalt in der Abwehr, nach dessen deutlicher Kritik an Trainer Manuel Baum frei.

Der Kärntner, 26, „darf sich“, steht in der Aussendung, „gern mit anderen Dingen beschäftigen. Er darf sich einen anderen Klub suchen. Sollte eine seriöse Anfrage kommen, werden wir uns damit beschäftigen“, sagt Geschäftsführer Stefan Reuter. Unter Trainer Baum habe er keine Zukunft mehr in Augsburg. Damit sind nur noch drei Österreicher beim FCA engagiert: Kevin Danso, Michael Gregoritsch und Georg Teigl.

„Nichts Positives sagen“

Was war passiert? Hinteregger, an sich kein Kind von Traurigkeit, aber in Deutschland als Fußballer gereift, war nach dem 0:2 in Gladbach der Kragen geplatzt. Freilich, es mutete durchaus ungeschickt an, öffentlich so klar Stellung zu beziehen. Doch manch einer verstand seine Reaktion auch. Nur gab es danach für den Klub, sofern er am Trainer festhalten will, keine andere Möglichkeit mehr. Hinteregger hat gesagt: „Das ganze Jahr 2018 ist die Kurve nach unten gegangen. Ich kann nichts Positives über ihn sagen und werde auch nichts Negatives über ihn sagen.“

Es gibt keinen Fußballklub, der es duldet, wenn einer seiner Profis in der Öffentlichkeit derart über den Trainer herzieht. Interne Kritik sei tunlichst erwünscht und gehöre in Augsburg regelrecht zu den Grundsätzen, versuchte Reuter noch die Entscheidungsfindung zu erklären. Nur in die Öffentlichkeit sollte man seinen Unmut nicht tragen und „übereinander“ diskutieren. Für solche Auftritte sorgen PR-Berater und Pressesprecher, die prompt jeden Satz untersagen, sobald er über die vorgezeichnete Klublinie hinausragt.

Trainer Baum: Er oder ich?

„Daher sind diese Aussagen über einen Vorgesetzten für uns nicht zu akzeptieren“, führte Reuter fort. Hätte er ihn sofort hinausgeschmissen, wäre das Überschreiten dieser Linie klar geahndet worden. Den Kärntner zuerst mit einer „drastischen Geldstrafe“ zu belegen und vom Mannschaftstraining auszuschließen und erst Stunden später abzuservieren irritiert.

Es lässt einen anderen Rückschluss zu, vermutlich forciert von Trainer Baum, der als Autorität diese Kritik partout nicht auf sich sitzen lassen konnte respektive wollte. Selbst die höchste Geldstrafe der Klubgeschichte genügte nicht. Er sagte über Hinteregger: „Er ist nicht überzeugt von dem Weg, wie wir es machen. Deswegen hat es auch keinen Sinn, einen, der keine Überzeugung hat, wieder aufzunehmen.“ Dass Reuter zumindest eine theoretische Chance für die Rückkehr sah, dürfte Hinteregger mit einem Schmunzeln quittieren. Dass der Teamspieler als einer der besseren Innenverteidiger der Liga gilt, ist kein Geheimnis. Sein Vertrag läuft an sich noch bis 2021, Interessenten dürften sich bald melden.

Dass sich der FCA in dieser beklemmenden Situation hingegen selbst schwächt, ist unbestritten. Baum beteuert: „Aber die beste Qualität bringt nichts, wenn man sich nicht einem Ziel unterordnet. Dann hat er im Team nichts zu suchen.“

Jens Lehmann neuer Assistent

Baum wurde am Dienstag aber prominente Verstärkung auf die Bank gesetzt. Ex-DFB-Keeper Jens Lehmann, 49, der schon als Assistent von Arsène Wenger bei Arsenal fungiert hat, soll mithelfen, Augsburg in die Erfolgsspur zurückzuführen. Es bleibt aber nur noch die Schwäche der anderen als Augsburgs eigentlich größte Hoffnung. Der zweitbeste Klub aus dem Quartett Augsburg, Stuttgart, Hannover und Nürnberg wird in die Relegation müssen. Zu groß scheint der Vorsprung der Freiburger und Düsseldorfer, die zehn Punkte vor den direkten Abstiegsrängen liegen.

Wie sich das für Baum auswirkt? 2017 kratzte er noch einmal die Kurve in Augsburg. Ob das ohne Hinteregger, seit 2016 beim Klub, gelingt, ist fraglich. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2019)

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