Ein Tag in Venedig kostet bald bis zu zehn Euro Eintritt

Archivbild: Touristen in Venedig
Archivbild: Touristen in Venedig(c) Getty Images (Awakening)
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Venedig will ab Mai ein Eintrittsgeld von Touristen verlangen. Der Beschluss soll schon kommende Woche im Gemeinderat gefasst werden.

Nicht nur Hallstatt kämpft mit Besucherströmen, Venedig kann schon lange ein Lied davon singen. Und viele Venezianer sind darüber alles andere als glücklich. Die Stadtregierung arbeitet nun an einem neuen Projekt, um die Besucherströme zu lenken und will ab kommenden Mai Eintrittsgeld von Tagestouristen verlangen. Die Besucher sollen je nach Jahreszeit eine Abgabe zwischen drei und zehn Euro zahlen, verlautete es aus dem Gemeinderat. Der Beschluss zur Einführung des Eintrittsgelds soll am kommenden Dienstag gefasst werden, berichteten italienische Medien. Betroffen sind Tagestouristen, die per Auto, Zug oder Schiff anreisen, Passagiere von Kreuzfahrtschiffen inklusive.

Wer übernachtet, ist von der "Landesteuer" ausgenommen, ebenso Studenten der Ca'-Foscari-Universität und die Pendler, die zum Arbeiten in die Lagunenstadt kommen. Übrigens: Eine ähnliche Diskussion gab es bereits im Vorjahr für die Wachau.

"Fordern einen Betrag für Instandhaltung der Stadt"

"Wir wollen Tagestouristen nicht bestrafen, sondern wir fordern von jedem einen Betrag für die Instandhaltung und die Sauberkeit der Stadt", wurde der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, von der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" zitiert.

Am höchsten soll das Eintrittsgeld an Feiertagen sein, an denen der Besucherandrang am stärksten ist. Ziel des Mitte-rechts-Bürgermeisters sei es, Touristen innerhalb von drei Jahren dazu zu bringen, nicht nur Hotels, sondern auch Tagesausflüge zu buchen. Auf diese Weise möchte die Stadt die Besucherströme besser regeln.

Bis zu 50 Millionen Euro erwartet

Die Opposition im Gemeinderat fordert Kontrollen um sicherzustellen, dass die erwarteten bis zu 50 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen tatsächlich dem Kampf gegen den Niedergang der Stadt zugutekommen. Zu Spitzenzeiten sind bis zu 130.000 Touristen täglich in Venedig unterwegs. Die Einheimischen betrachten diese Entwicklung mit wachsender Sorge.

(APA/Red.)

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