Die neuen Stöger-Kammerln

Der Gesundheitsminister hat sich eine Umfrage für seine Raucherpolitik machen lassen. Hauptsache, die Verantwortung tragen andere.

Den moderaten österreichischen Mittelweg, nennt ihn Gesundheitsminister Alois Stöger. Oder so ähnlich. Also den Pfad zwischen Ja und Nein, zwischen Verbot und Freiheit. Der Minister schiebt wie geplant die Verantwortung für ein generelles Rauchverbot an die Lokalbetreiber ab. Und das ziemlich perfid: In Gaststätten ab einer gewissen Größe muss es abgegrenzte Räumlichkeiten für Raucher geben. Raucherkammerln nannte man das einst in den Schulen. Der Nichtraucher muss rauchfreien Fußes zu den Toiletten gelangen können, der Hauptraum soll Nichtrauchern vorbehalten sein. Das wird in vielen Fällen für die Unternehmer so mühselig, kostenintensiv beziehungsweise unrealisierbar sein, dass der Wirt lieber ein Rauchverbot verhängt und Umsatzrückgänge in Kauf nimmt. Dann ist er der Böse und nicht der ängstliche Gesundheitsminister. Der verwies am Donnerstag auf eine Umfrage, die er selbst in Auftrag gegeben hat und die eine Mehrheit – Überraschung! – gegen ein Rauchverbot und für sein Gesetz ergibt.

Das ist zwar so kompliziert, dass es kaum jemand versteht, aber das macht nichts. Stöger kann auch nicht ausschließen, dass die EU via Arbeitnehmerschutz schon bald alles ändert und ein generelles Rauchverbot kommt. Aber das ist dann die Schuld der EU-Bürokraten. Bis es so weit ist, werden Österreichs Lokale in den kommenden Jahren mit absurden Raumteilern verschandelt. Nennen wir sie doch einfach Stöger-Kammerln!


rainer.nowak@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2010)

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