EU nimmt umstrittenen Telekom-Ausrüster Huawei ins Visier

REUTERS
  • Drucken

Die EU-Kommission prüft Insidern zufolge einen Ausschluss von chinesischen Firmen wie Huawei beim Aufbau des neuen Mobilfunkstandards 5G in Europa.

Werden chinesischen Firmen wie Huawei beim Aufbau des neuen Mobilfunkstandards 5G in Europa ausgeschlossen? Das Ausloten der Möglichkeiten dazu befinde sich noch im Anfangsstadium und die Umsetzung könnte sich als kompliziert erweisen, sagten vier EU-Vertreter am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Dennoch gerät Huawei damit in der Debatte um die Sicherheit von Netzelementen chinesischer Hersteller international immer stärker unter Druck.

Ein mögliches Vorgehen der Kommission wäre, ein Gesetz für Cybersicherheit von 2016 auf die neuen 5G-Netze auszuweiten und diese somit als kritische Infrastruktur einzustufen, sagten die Insider. Damit müssten alle Mitgliedsstaaten entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. EU-Firmen könnten keine Ausrüstung mehr von Ländern oder Unternehmen nutzen, die unter Spionageverdacht stünden.

In Neuseeland und Australien wurde Huawei vom 5G-Ausbau bereits ausgeschlossen, gestern, Mittwoch, wurde in Deutschland debattiert, wie mit dem Anbieter weiter zusammengearbeitet werden soll.

Besondere Beobachtung

Huawei, der seit längerem unter besonderer Beobachtung westlicher Geheimdienste steht, weist die Vorwürfe möglicher Spionage zurück. Der Konzern wolle zusammen mit den europäischen Behörden an der Entwicklung eines Standards für Cybersicherheit in Europa arbeiten, sagte eine Sprecherin.

Die USA versuchen, heimische Firmen am Kauf von Huawei-Ausstattung zu hindern und drängen andere westliche Staaten, dies ebenfalls zu tun. Australien und Neuseeland haben den Technologieriesen bereits vom 5G-Ausbau ausgeschlossen. Die Bundesregierung hat ebenfalls Bedenken, prüft einen Ausschluss aber noch. Die Deutsche Telekom legte in der Debatte am Mittwoch Vorschläge zur Erhöhung der Netzsicherheit vor.

5G steht für den nächsten weltweiten Mobilfunkstandard. Er soll Datengeschwindigkeiten ermöglichen, die mindestens 100 Mal schneller sind als die der aktuellen 4G-Netze und für sehr niedrige Reaktionszeiten sorgen. Zudem müssen keine Unterbrechungen während der Übertragung befürchtet werden. Das sind Bedingungen, wie sie für künftige Schlüsseltechnologien nötig sind wie etwa das autonome Fahren oder die Vernetzung von Maschinen in der Industrie.

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tech

Huawei-Österreich-Chef Pan Yao: "Wir werden der Anbieter mit dem größten 5G-Marktanteil sein"

Der chinesische Telekom-Riese ist nach Spionagevorwürfen auf einer medialen Charmeoffensive - auch in Österreich. Es steht viel auf dem Spiel: Noch in diesem Monat werden die Frequenzen für den Ausbau des neuen Mobilfunkstandards versteigert.
Huawei hat allen Grund zur Freude. Die große Charmeoffensive in Europa zeigt Wirkung.
Tech

Die Phalanx gegen Huawei zerbricht

Die USA stehen im Kampf gegen China bald allein da. Neuseeland will von einem Bann nichts mehr wissen. Auch die EU denkt um.
Telekom-Austria-Chef Thomas Arnoldner.
Tech

Telekom-Chef Arnoldner: „Die Daten unserer Kunden sind uns heilig“

Telekom-Chef Arnoldner garantiert Datensicherheit. Er will Huawei aber nicht ganz ausschließen.
Thomas Arnoldner
Tech

Telekom-Austria-Chef will Huawei bei 5G nicht ausschließen

Derzeit ist Nokia der Hauptlieferant der Telekom Austria im Mobilfunk-Sektor. Die 5G-Lieferanten-Entscheidung ist aber noch nicht getroffen.
Tech

Großbritannien hält Huawei-Risiken bei 5G für kontrollierbar

In einigen Ländern wurde Huaweis Beteiligung am 5G-Netzausbau eingeschränkt. Großbritannien hingegen erklärt das Risiko als überschaubar.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.