In der kirgisischen Hauptstadt fielen in der Nacht erneut Schüsse. Die neuen Machthaber suchen den Beistand Russlands. Für Freitag und Samstag wurde eine Staatstrauer für die Opfer des Aufstands ausgerufen.
Nach dem blutigen Umsturz in Kirgisistan mit Dutzenden Toten kommt die zentralasiatische Republik weiterhin nicht zur Ruhe. Mit Einbruch der Dunkelheit setzte am Donnerstag in der Hauptstadt Bischkek schweres Gewehrfeuer ein. Reporter der Nachrichtenagentur AP hörten in der stetige Schüsse aus automatischen Waffen. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, mehrere hundert Polizisten kämpften gegen etwa 500 Plünderer.
Die selbsternannte Übergangsregierung sucht indes den Beistand Russlands und erwägt die frühzeitige Schließung des für die Nato in Afghanistan wichtigen US-Luftwaffenstützpunkts Manas. Die neuen Machthaber dankten Russland am Donnerstag für dessen Rolle beim Sturz von Präsident Kurmanbek Bakijew und erklärten Moskau zum wichtigsten strategischen Partner. Russland erkannte die neue Regierung um die bisherige Oppositionsführerin Rosa Otunbajewa im Gegensatz zu den USA umgehend an.
Bakijew gibt sich kämpferisch
Der in den Süden des Landes geflohene Präsident Bakijew will jedoch noch nicht aufgeben. Er sei das gewählte Staatsoberhaupt und habe noch nicht vor, zurückzutreten, sagte Bakijew. Zugleich räumte er ein, derzeit nur wenig Einfluss auf das Geschehen zu haben. Nach Angaben Otunbajewas kontrolliert die Übergangsregierung bis auf die Hochburgen Bakijews im Süden das gesamte Land und kann zudem auf die Unterstützung der Streitkräfte und der Grenzsoldaten zählen. Der entmachtete Präsident beschuldigte die Opposition, die Macht mit ausländischer Hilfe an sich gerissen zu haben. "Eine solches koordiniertes Vorgehen ist ohne fremde Kräfte praktisch nicht möglich", betonte Bakijew. Er könne jedoch nicht sagen, dass Russland hinter den Protesten stecke.
Die Übergangsregierung hat am Donnerstagabend eine zweitägige Staatstrauer ausgerufen. Die Flaggen sollen am Freitag und Samstag auf halbmast wehen und bei Trauerfeiern der Opfer gedacht werden, sagte Otunbajewa nach Berichten der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Zugleich kündigte sie Entschädigungen für die Familien der Opfer an.
(Ag.)