Humanitäres Patt im Mittelmeer

Fast zwei Wochen lang suchte die Sea-Watch 3 einen Hafen, um in Europa anlegen zu dürfen.
Fast zwei Wochen lang suchte die Sea-Watch 3 einen Hafen, um in Europa anlegen zu dürfen.(c) REUTERS (ANTONIO PARRINELLO)
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Der Fall Sea-Watch 3 offenbart, wie schwierig die Aufnahme, aber auch die Rückführung von Migranten geworden ist.

Wien. Nach einem langen Aufenthalt vor der europäischen Küste durfte das Rettungsschiff Sea-Watch 3 am Donnerstag in den Hafen von Catania einfahren. Der fast zwei Wochen andauernde Konflikt um die Aufnahme von 47 vor Libyen geretteten Migranten hat nicht nur Emotionen geschürt, sondern auch die Hilflosigkeit der EU offenbart. Im Mittelmeer ist für diese Menschen eine Pattsituation entstanden, die zwar augenscheinlich zur Abschreckung vor neuen Überfahrten in Richtung Europas beiträgt, die aber humanitär kaum noch zu rechtfertigen ist. Und das hängt nicht allein damit zusammen, dass ein immer größerer Anteil der Bootsflüchtlinge ertrinkt.

Die 47 Menschen von der Sea-Watch 3 werden nun von mindestens sieben EU-Ländern (darunter IT, DE, FR, MT, PT, RO, LU) aufgenommen. Ihre Geschichte belegt nicht nur, wie schwierig es mittlerweile ist, Aufnahmeländer zu finden. Sie führt auch vor Augen, wie prekär die Situation in Libyen ist, wohin mittlerweile die meisten der im Mittelmeer Aufgegriffenen zurückgebracht werden. Als wenige Tage vor der Landung Ärzte an Bord kamen, stellten sie bei zahlreichen Passagieren Folterverletzungen fest. Der Psychologe Geatano Sgarlata erzählt: „Ich habe Gespräche mit zehn Personen geführt, darunter drei Minderjährigen. Sie wurden in Libyen gefoltert, eine Person hat ein Auge verloren, andere haben Wunden und deformierte Hände wegen der Schläge, die sie erlitten haben.“

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